Das Eupener Krankenhaus schreibt rote Zahlen. Seit mehreren Jahren. Gleichzeitig befindet sich die Institution im Wandel und muss sich den komplexen Reformen im Krankenhauswesen anpassen. Hinzu kommt die Schwierigkeit, in manchen Abteilungen Personal zu finden.
"Das Defizit letztes Jahr war ein laufendes Ergebnis von minus einer Million. Wenn wir durch Maßnahmen nichts ändern würden, würden wir dieses Jahr den gleichen Verlust wieder erwirtschaften", erklärt René Jost, Direktor des St. Nikolaus-Hospitals.
Mit anderen Worten: Das Hospital will seine wirtschaftliche Basis verbessern. Dazu wurden Konsolidierungsmaßnahmen ergriffen. "Es gibt den Beschluss aller Ärzte im Hause, die Honorarabgaben zu erhöhen. Wir sprechen hier von einer durchschnittlichen Erhöhung von vier bis fünf Prozent, damit die Ärzte sich mit ihrem Honorar stärker am Krankenhausbetrieb beteiligen werden", so Jost.
"80 Prozent der Fachärzte im Haus haben sich für eine Erhöhung der Abgabe ausgesprochen. Man sieht also, die Solidarität der Ärzte ist sehr hoch. Das ist ein wichtiger Punkt. Andere Maßnahmen liegen jetzt auch bei uns in der Organisation: Wir wollen unsere Ressourcen besser einsetzen und besser mit modernen Werkzeugen - vor allem aus dem IT-Bereich - arbeiten. Insgesamt befindet sich das Haus in vielen Bereichen im Wandel."
Seit September vergangenen Jahres wurden 19 neue Ärzte verpflichtet, auch wurden neue Pfleger eingestellt. Einen sogenannten Pflegenotstand gebe es nicht, das seien Gerüchte. "Wir empfinden die Situation nicht so kritisch wie andere Krankenhäuser", sagt Chefarzt Dr. Frédéric Marenne. "Unser Problem bleibt im Moment das OP-Personal. Die anderen Stationen sind ganz gut besetzt. Was Ärzte anbelangt, haben wir in den letzten zwei bis drei Jahren circa 30 Ärzte eingestellt. Die Situation hat sich also deutlich gebessert. Es wurde auch ein bisschen vergessen, dass die Alterspyramide eine große Rolle spielt und man die Ärzte verjüngen muss."
Dr. Marenne räumt ein, dass es schwierig ist, Fachärzte zu finden, weil nicht genügend Fachärzte ausgebildet würden und es keinen politischen Willen dafür gebe. Doch habe man in vielen Bereichen aufgestockt, unter anderem in der Gynäkologie und in der Geriatrie. Es müssten noch mehr Mitarbeiter für die Notaufnahme gefunden werden, auch müsse die Gastroenterologie neu strukturiert werden.
Die Psychiatrie bleibe allerdings ein Problem, da das Haus nicht über einen Psychiater und eine entsprechende Infrastruktur verfüge. "Bis eventuell psychiatrische Betten in Eupen geöffnet werden können, arbeite ich an einer Lösung", so Marenne. "Eventuell könnten Psychiater von außerhalb eine Permanenz anbieten - jeden Tag und auf Abruf -, damit die Patienten behandelt werden können und wir einen Draht haben für eventuelle Verlegungen, wenn es ein Problem gibt."
Der ständige Wandel verlangt ständige Anpassungen, sagt der Direktor, der das Haus seit anderthalb Jahren leitet. "Wichtig ist, dass sich die Zusammenarbeit im Hause mehr auf das Kerngeschäft bezieht und weniger Spannungen und Differenzen vorherrschen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, offen und konstruktiv mit Ärzten und Personal zusammenzuarbeiten und damit auch die Integration unseres Hauses im Netzwerk mit dem CHC vorzubereiten."
Und wie fällt die Diagnose des Patienten Krankenhaus aus? "Das Personal gibt sich enorm viel Mühe und die Fachärzte bieten viele Kompetenzen, damit es den Patienten gut geht", lobt Marenne. "Ein Problem, das ich sehe und bedauere, ist, dass die Infrastruktur in vielen Zimmern noch sehr ungenügend ist. Das verursacht viel Stress beim Personal, denn sie müssen das quasi kompensieren mit mehr Pflegequalität. Wenn man die Bedingungen in manchen Zimmern sieht, wundert man sich, dass nicht mehr Beschwerden von Patienten kommen. Und das ist nur darauf zurückzuführen, dass das Personal sehr gute Arbeit leistet und die Patienten nur merken, dass sie gut behandelt werden."
Das Krankenhaus werde, so der Direktor, in Infrastruktur, Gebäude, Geräte und Personal im Sinne einer gefestigten Zukunftsperspektive auch für die 700 Personen, die im Eupener Krankenhaus arbeiten.
Chantal Delhez