Zuletzt wurden sie in einem Café in Jalhay gesehen - an einem Winterabend 1871. Von dort brachen Marie Solheid und François Reif auf, um in Xhoffraix Papiere für ihre bevorstehende Hochzeit zu besorgen. Doch dort kam das junge Paar nie an. Sie kamen im Schnee um.
An ihr tragisches Schicksal erinnert das Kreuz der Verlobten im Venn, rund anderthalb Kilometer von Baraque Michel entfernt. Zum vierten Mal wurde es jetzt erneuert.
José Laurent und seine Mitstreiter von der Freiwilligen-Gruppe aus Sart-Jalhay haben die Initiative ergriffen. "Das Kreuz ist wirklich das Symbol für unser Venn. Es erinnert an dieses außergewöhnliche Ereignis: Zwei junge Menschen, die vor ihrer Hochzeit stehen, im harten Winter im Venn sterben und zwei Monate vermisst bleiben", sagt José Laurent.
Mit Unterstützung der Gemeinde, des Tourismusbüros und des Kulturellen Komitees wurde das neue Kreuz realisiert. Es steht unweit der Stelle, wo die 24-jährige Marie tot aufgefunden wurde.
Es ist ein Gedenkkreuz, aber auch eine Mahnung. "Es gibt immer noch Leute, die die Geschichte nicht kennen und nicht wissen, dass man sich hier verlaufen kann. Letztes Jahr habe ich Leute aus Brüssel getroffen, die sich im Venn verirrt hatten", so René Pirnay, Präsident des Kulturellen Komitees von Sart-Jalhay.
Die Gemeinde Jalhay schätzt das Engagement der Freiwilligen für das kleine Kulturerbe. Schöffin Suzanne Koninckx ist zur Einweihung des neuen Kreuzes ins Venn gekommen. "Das ist das wohl berühmteste Kreuz im Venn, und es liegt uns besonders am Herzen. Bei uns leben immer noch Nachfahren der beiden Verlobten. In zwei Jahren begehen wir offiziell den 150. Jahrestag ihres Todes. Dann werden wir auch den Weg des Paares nachgehen, der hier endete."
Die Einweihung des Kreuzes fand im Rahmen einer jährlichen Wallfahrt statt, die zur Fischbach-Kapelle auf Baraque Michel führt. Das Kulturelle Komitee von Sart-Jalhay hat sie vor fünf Jahren wieder neu aufleben lassen. "Ende des 19. Jahrhunderts war in Solwaster eine Ruhr-Epidemie ausgebrochen. Der Pastor legte ein Gelübde ab und versprach, eine Wallfahrt zur Fischbach-Kapelle zu machen."
"Man weiß nicht, ob es die Wallfahrt war oder die Heidelbeeren, die die Menschen auf dem Weg aßen, fest steht: Die Epidemie wurde ausradiert. Und seitdem gibt es jedes Jahr eine Wallfahrt von Solwaster zur Fischbach-Kapelle", erklärt René Pirnay vom Kulturellen Komitee.
Zum Abschluss der Wallfahrt wurde an der Kapelle eine Messe gefeiert. Dabei erinnerten die Pilger auch an Marie und François, die Verlobten, die im Winter 1871 im Venn ums Leben kamen.
Michaela Brück