Jens Jakupka aus Kettenis ist Elektriker. Bei dem, was ihm und einigen seiner Kunden vor kurzem passiert ist, wäre ihm im übertragenen Sinne fast die Sicherung durchgebrannt. "Ich habe am 27. Juli Rechnungen erstellt, die wurden noch am selben Tag in dem Briefkasten an der Bushaltestelle in Eynatten eingeworfen."
In den folgenden Tagen fragte eine Kundin mehrfach telefonisch nach, wo die Rechnung bleibe, die sie möglichst bald begleichen wollte. Man einigte sich zunächst darauf, die Rechnung per E-Mail nachzuschicken. "Nach dem Mittag rief sie dann zurück: Die Post ist da, Sie brauchen mir keine E-Mail zu schicken. Für mich war die Sache erledigt. Sie sagte auch, dass sie direkt bezahlen würde. Letzte Woche dann habe ich meine Zahlungseingänge überprüft und festgestellt, dass diese Zahlung noch nicht da war."
Auf Rückfrage versicherte die Kundin, dass sie den Rechnungsbetrag längst überwiesen habe. Jens Jakupka wurde stutzig und ließ sich die Kontonummer übermitteln, an die der Betrag überwiesen wurde. "Kurz danach bekam ich ein Foto meiner Rechnung. Da standen unten meine Mehrwertsteuernummer, Adressdaten und da ist mir aufgefallen, dass die mittlere Zeile mit den Bankdaten einen anderen Schrifttyp aufwies als normal und es war natürlich nicht meine Bankverbindung, sondern ein Postscheckkonto."
Daraufhin kontaktierte der Elektriker drei weitere Kunden, denen er an dem besagten Tag Rechnungen ausgestellt und zugesandt hatte. Auch die hatten Rechnungen mit der falschen Kontonummer erhalten. Jens Jakupka sammelte die gefälschten Rechnungen ein und brachte sie zur Polizei. "Dort wurde mir dann gesagt, das es sich um afrikanische Banden handele, die von Lüttich oder Brüssel aus agieren, Briefkästen der Post mit Nachschlüsseln öffnen, Rechnungen fälschen und dann an die Kunden schicken."
Stellt sich die Frage, wer auf dem Schaden sitzen bleibt: der Handwerker oder der Kunde? "Ich habe meinen Anwalt kontaktiert und der sagte mir, dass der Kunde die Rechnung nochmal bezahlen muss. Das einzige was er machen kann ist, ist gegen das Postunternehmen prozessieren."
Jens Jakupka hat inzwischen von einem Fall erfahren, in dem ein Kunde um 30.000 Euro geprellt worden sei – und das war schon vor einem Jahr. Umso mehr sieht der Handwerker Bpost in der Pflicht. "Man sagte mir, die Post sei dabei, die Briefkästen mit elektronischen Schlössern sicherer zu machen. Aber die Betrüger haben immer noch mit derselben Masche Erfolg. Dabei gibt es doch ein Briefgeheimnis und meiner Meinung nach ist es Sache von Bpost, das zu sichern, wenn ich meine Post in ihren Briefkasten werfe."
Bei Bpost erklärt man uns auf Nachfrage, dass man bisher nicht mit solchen Fällen konfrontiert worden sei. Wenn ein roter Briefkasten der Post aufgebrochen werde, sei das Sache der Polizei.
Ein "Großteil" der im ganzen Land verteilten rund 10.000 roten Briefkästen sei inzwischen auch mit Sicherheitsschlössern ausgestattet, sagte uns Bpost-Pressesprecherin Barbara Van Speybroeck. Eine genau Anzahl oder einen Prozentsatz konnte sie nicht nennen.
Die roten Briefkästen seien auch nur eine Etappe auf dem Weg der Postzustellung, erklärte sie - wobei der von Jens Jakupka geschilderte Fall keinen Zweifel lässt: vier Rechnungen am selben Tag in denselben Briefkasten gesteckt, da liegt es auf der Hand, wo die Betrüger fündig wurden.
Barbara Van Speybroeck verweist auch auf die Informationen des föderalen Wirtschaftsministeriums im Internet zum Thema Rechnungsbetrug. Dort findet man auch eine Online-Meldestelle für solche Fälle.
Ansonsten bleibt Selbständigen wie Jens Jakupka nur, ihre Rechnungen persönlich am Postschalter abzugeben. Und seinen Kunden empfiehlt er, die Bankdaten vom Angebot mit denen auf der Rechnung zu vergleichen. Oder im Zweifel beim Absender nachzufragen.
Stephan Pesch
Klasse, wie die Post sich da aus der Verantwortung stiehlt! Zumal, wenn bei solchen betrügerischen Machenschaften Postscheckkonten genutzt werden, müssten die Postler doch die Möglichkeit zur Rückbuchung haben (mal davon abgesehen, dass man meines Wissens ein PSK nicht anonym eröffnen kann und die Post diese Gauner ans Messer liefern könnte).
Wer also als Handwerker auf Nummer sicher gehen will, spart sich am besten das Porto und verschickt seine Rechnungen nur noch per Mail.
Wenn dann die Post keine Rechnungen mehr zu befördern braucht, kann sie den Bereich Briefpost auch gleich dichtmachen. Hauptsache man hat noch ein halbes Milliönchen in der Kasse, um dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden den Abschied zu versüßen.
Die Rechnungen am Postschalter abgeben , ja, aber da kommt doch auch die Post aus dem Briefkasten hin . Der Eynattener Briefkasten wird nur einmal pro Tag geleert , um 13 Uhr . Ginge das nicht auch noch mal später , so das Briefe nicht unbedingt 24 Stunden im Kasten liegen .
oder der Handwerker übergibt die Rechnung persönlich/wirft sie beim Kunden ein, wenn es nicht übermäßig weit weg ist
Lehnt sich da der Anwalt nicht zu weit aus dem Fenster? Sicher ist die Zahlung eine Bringschuld des Auftraggebers, aber dieser hat die Rechnung, die er von einem Beauftragten (der Post) erhielt ja schließlich auch bezahlt. Das dieser Beauftragte des Auftragnehmers seinen Auftrag nicht sorgsam ausfüllte kann ja wohl kaum zu Lasten des Kunden gehen. Die Manipulation erfolgte ja in dem unbestritten durch den Auftragnehmer erstellten Rechnungsformular bevor der Auftraggeber dieses erhielt. Betrogen wurde die Firma und nicht der Kunde, dieser hat ja auf ein vom Auftragnehmer genanntes Konto gezahlt und damit seine Vertragsverpflichtung erfüllt. Die Auswahl des Versenders hat ja auch das Unternehmen getroffen, Handlungen seiner Mitarbeiter und Beauftragten gehen daher auch zu Lasten des Unternehmens. (ZB wenn die Sekretärin irrtümlich die falsche Kontonummer auf die Rechnung schreibt muss der Kunde ja auch nicht zweimal zahlen)