"Es war wieder genau um vier Uhr, als wir von einem enormen Knall wach geworden sind. Und einige Minuten später war klar, dass es wieder einen Überfall gegeben hatte", so Bürgermeister Jo Brouns aus der limburgischen Kleinstadt Kinrooi.
"Das passiert jetzt zum dritten Mal in unserer Gemeinde", fährt der Bürgermeister fort. "Im vergangenen Jahr war es auch um vier Uhr, als die ING-Filiale Ziel eines Überfalls war. Am 13. Januar diesen Jahres war es ein Geldautomat der Post. Und jetzt die Filiale der KBC."
Für die Täter bedeuten die drei Überfalle aber nur einmal Beute. 400.000 Euro konnten sie im Juni 2018 bei der Sprengung von zwei ING-Geldautomaten mitnehmen. Beim Überfall auf den Postbank-Automaten blieben sie leer aus. Genauso wie bei dem Überfall diesmal auf die KBC-Filiale.
Durch den lauten Knall mitten in der Stadt waren Donnerstag um vier Uhr mehrere Anwohner aus dem Schlaf gerissen worden. Sie berichteten später nicht nur der Polizei, sondern auch dem Bürgermeister, was sie gesehen hatten. Der wohnt selbst nicht weit vom Tatort entfernt.
"Nach all dem, was ich von Gesprächen mit ersten Zeugen erfahren konnte, war alles eine Frage von Minuten. Und wir wissen, dass die Täter in einem Auto mit niederländischem Kennzeichen weggefahren sind. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Täter wohl wieder aus den Niederlanden kamen", so der Bürgermeister.
Autos mit niederländischem Kennzeichen, die nach nächtlichen Überfällen auf Geldautomaten gesichtet werden: Das ist auch aus Deutschland bekannt. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht davon aus, dass viele Überfälle dieser Art von einer so genannten "Audi-Bande" aus dem Raum von Utrecht ausgeführt werden.
Es soll sich dabei um eine Gruppe von rund 300 Menschen marokkanischer Herkunft handeln. So berichten es deutsche Medien unter Berufung auf Polizeiquellen.
Ob es sich um die gleichen Täter wie in Kinrooi handelt, bleibt offen. Wer genau hinter den drei Überfällen in seiner Stadt stecke, wisse er nicht, sagt Bürgermeister Jo Brouns. Dabei könnte die Art und Weise, wie der Überfall ausgeführt wurde, einen Hinweis auf die Bande aus Utrecht geben.
"Die Täter heute früh haben Sprengstoff eingesetzt", sagt Pieter Strauvens von der Staatsanwaltschaft Limburg. "Man kann auch mit Gas arbeiten", fügt er hinzu. "Aber dieses Mal ist eben Sprengstoff verwendet worden. Weshalb die Schäden am Gebäude auch ziemlich groß sind."
Sprengstoff statt Gas, das sei auch die relativ neue Vorgehensweise der Täter in Nordrhein-Westfalen, wie deutsche Medien berichten. Auch die Bande aus Utrecht würde jetzt Sprengstoff einsetzen. Ob die belgische Polizei ebenfalls in Richtung Utrecht ermittelt und welche Möglichkeiten es eventuell gibt, der Bande grenzübergreifend das Handwerk zu legen, dazu gab es noch keine Informationen.
Kay Wagner