Feuerwerke, Musik und vor allem sonniges Wetter - so lässt sich der belgische Nationalfeiertag wohl zusammenfassen. Doch sonnig, das kann man von der politischen Landschaft in Belgien momentan nicht behaupten. Das bemerkten zumindest die Bürgermeister Herbert Grommes in St. Vith und Claudia Niessen in Eupen bei ihren Feiertags-Reden. Denn der Nationalfeiertag ist nicht nur ein Volksfest, sondern bietet auch die Gelegenheit zu hinterfragen, wie es um Belgien politisch steht, insbesondere kurz nach den Wahlen.
"Ich habe in meiner Rede in Frage gestellt, ob es denn wirklich ein Feiertag ist für Belgien. In meinen Augen ist Belgien ziemlich gespalten. Im Moment wird ja nur darüber diskutiert, wer überhaupt mit wem reden kann. Ich erwarte als Kommunalpolitikerin, dass zügig eine Regierung gebildet wird, weil wir in vielen Dingen sonst blockiert sind", so die Eupener Bürgermeisterin Claudia Niessen.
Auch Herbert Grommes, Bürgermeister in St. Vith, äußert sich besorgt über die zunehmende Schwarz-Weiß-Malerei. Er sieht erschreckende Parallelen zum Aufstieg der NSDAP in Deutschland vor 90 Jahren.
Um Populismus ging es auch in Malmedy in der Rede von Bürgermeister Jean-Paul Bastin. Als Gegenmittel rief Bastin zu Toleranz und Weltoffenheit auf, während Claudia Niessen sich einen respektvolleren Umgang in der Politik wünscht: "Weil ich im letzten Wahlkampf festgestellt habe, dass massiv unter die Gürtellinie geschossen wurde auf die Kandidaten. Ich finde das gehört sich nicht. Man sollte überlegen, wie man respektvoll miteinander diskutieren kann."
Einen Dialog wünscht sich auch der St. Vither Bürgermeister. Wobei er eher den Austausch zwischen Jung und Alt in den Vordergrund rückt. Ein guter Anlass zum Austausch bietet der Nationalfeiertag ja: Bei den Volksfesten in Ostbelgien war entsprechend jeder willkommen.
In Eupen feierten Nicht-Belgier und Belgier munter zusammen: "Wir sind Europa. Ohne Belgien könnte ich mir Europa nicht vorstellen", sagt ein Aachener. "Natürlich bin ich stolz Belgierin zu sein", so eine Eupenerin auf dem Werthplatz. Und eine andere wiederum: " Ich hoffe, dass es noch lange bestehen bleibt."
Raffaela Schaus