Das Pay-TV-Angebot von Sky erfreut sich großer Beliebtheit, ganz besonders wegen der Live-Übertragung der Bundesliga. Ein Großteil der Spiele wird nämlich exklusiv nur von Sky übertragen - und auch von vielen fußballbegeisterten Ostbelgiern verfolgt.
Da gibt es nur ein Problem, wie Andrea Tilgenkamp, Prokurator des Königs erklärt: "Sky ist ein Anbieter, der nur in Deutschland und Österreich bezogen werden kann, das heißt es ist auf dem offiziellen legalen Wege nicht möglich, Sky in Belgien zu kaufen, zu empfangen oder ein Abonnement hier zu nehmen. Uns ist dann zu Ohren gekommen, dass Sky trotz allem in Belgien genutzt wird und es bestand dann der Verdacht, dass dieses Programm illegal in Belgien vertrieben wird."
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere Personen eingeleitet. Hauptsächlich betroffen von den Ermittlungen sei die Eifel, so Andrea Tilgenkamp: "Wir haben die Untersuchungsrichterin mit den weiteren Ermittlungen beauftragt, weil wir unter anderem auch Hausdurchsuchungsbefehle benötigten, die nur die Untersuchungsrichterin ausstellen kann. Sie hat dann die Ermittlungen übernommen. Im Rahmen dieser Ermittlungen ist es diese Woche zu den angefragten Hausdurchsuchungen gekommen. Im Rahmen des Verfahrens wurden bisher fünf Personen vorläufig festgenommen und vernommen. Danach wurden sie wieder in Freiheit gelassen. Die Personen sind in einem gewissen Maße geständig."
Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren
Konkret vorgeworfen wird den Verdächtigen der Straftatbestand des Informatikbetrugs. Bei einer Verurteilung drohen saftige Strafen, weiß Andrea Tilgenkamp: "Da stehen Gefängnisstrafen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren drauf, plus Geldbußen von 26.000 bis 100.000 Euro, plus Zuschlagszehntel. Wir haben die Untersuchungsrichterin im gleichen Rahmen auch bezüglich Geldwäsche befasst, weil die Gewinne aus dieser illegalen Tätigkeit in den Rahmen der Geldwäsche fallen."
Wie genau die Verdächtigen vorgegangen sind, ist jetzt Gegenstand der Ermittlungen. Die sichergestellten Unterlagen sowie das Informatikmaterial müssen nun zunächst ausgewertet werden: "Wie diese Personen das System umgangen haben, muss jetzt geprüft werden im Rahmen der Ermittlungen. Es gibt anscheinend verschiedene Möglichkeiten, das System zu umgehen. Das Ganze ist auch sehr technisch - und da sind jetzt die Ermittler gefragt, Licht ins Dunkel zu bringen und das Prozedere genau zu ermitteln."
Mit dem Abschluss der Ermittlungen rechnet Tilgenkamp erst im Laufe des nächsten Jahres. Und auch für diejenigen, die von dem verlockenden, aber illegalen Angebot Gebrauch gemacht haben, könnte das Ganze noch ein Nachspiel haben, warnt Tilgenkamp: "Wir müssen zunächst mal den Umfang sehen, wie viele Personen sich dieses illegale Abonnement verschafft haben und dann wird geschaut, ob die Personen strafrechtlich verfolgt werden oder nicht. Das wird das Ermittlungsverfahren ergeben. Aber ich weise darauf hin, dass neben dem strafrechtlichen Verfahren natürlich auch immer ein Zivilverfahren seitens Sky, des Geschädigten, möglich wären."
Damit könnte die Bundesliga, die Mitte August wieder startet, für den ein oder anderen Ostbelgier jedenfalls einen faden Beigeschmack bekommen.
Melanie Ganser
Die Staatsanwältin hat nicht ganz recht, wenn sie behauptet, Sky sei legal nur in Deutschland Österreich zu empfangen. Luxemburgische Kabelfernsehunternehmen, beispielsweise die Post, bieten schon seit einigen Jahren alle erdenklichen Sky-Abos an.
Das Problem dürfte mal wieder das Desinteresse belgischer Kabeldienstleister an der deutschsprachigen Bevölkerung sein. Was sind schon 70.000 Ostbelgier und wahrscheinlich noch mal genau so viele Deutschsprachige im Landesinnern für die selbstherrlichen Konzerne?
Da treibt man doch lieber die Bundesligafans in die Illegalität. Im übrigen könnte ich mir vorstellen, dass anderenorts Smartcards von italienischen, englischen oder spanischen Anbietern im Umlauf sind, ohne dass die dortige Staatsanwaltschaft die ganz große Keule des Gesetzes (Informatikbetrug, Geldwäsche) hervorholt.