Der neue historische Wanderweg wurde am Donnerstag in Malmedy vorgestellt. Der Ort ist nicht zufällig gewählt. In Malmedy herrschte der belgische General-Leutnant Herman Baltia nach dem Ersten Weltkrieg als Hoher Kommissar und General-Gouverneur über die Ostkantone.
Stoff für spannende Geschichten hat sich Stany Noël, Schriftführer vom Verkehrsamt Weismes, zusammen mit zwei Mitstreitern gedacht. In langer Vorbereitung und Zusammenarbeit mit 15 belgischen Gemeinden haben sie das Projekt "Grenzsteine ohne Grenzen" geschaffen. "Die Geschichte der Ostkantone ist leider nicht bekannt. Vielleicht kennt man die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, aber die Geschichte des Ersten Weltkriegs und die Folgen des Versailler Vertrags mit dieser umstrittenen Volksbefragung gar nicht. Und wenn man die Geschichte von 1919 nicht kennt, kann man die Geschichte vom Zweiten Weltkrieg nicht verstehen", so Noël.
Die Zeitzeugen aus Stein lassen sich demnächst auf Wanderetappen erkunden. Die sechs Etappen sind 15 bis 24 Kilometer lang. Jetzt im Sommer werden sie an verschiedenen Tagen eingeweiht. Dann gibt es geführte Wanderungen mit historischen Informationen:
- 7/7 : Schmiede – Mont le Soie (18,3 km)
- 4/8 : Logbiermé – Wavreumont (21 km)
- 8/9 : Wavreumont – Baraque Michel (21,6 km)
- 5/10 : Baraque Michel – Eupen (20,1 km)
- 6/10 : Eupen - Baelen (15,5 km)
- 3/11 : Herbesthal – Kelmis (24,5 km)
Auf der Gesamtstrecke sind 119 Grenzsteine nummeriert worden. Natürlich gibt es viele mehr. Aber nicht alle sind in einem guten Zustand, sagt Stany Noël. "Einige sind zerstört oder verschwunden. Andere kann man noch retten. Sie brauchen aber noch Unterhalt oder sogar mehr."
Um die stummen Zeugen zu erhalten, hofft Stany Noël, dass die Wallonische Region dem Beispiel der Deutschsprachigen Gemeinschaft folgt. Sie habe fast alle Grenzsteine unter Denkmalschutz gestellt. In der Wallonischen Region gilt das nur für vier Grenzsteine.
Weitere Infos zu den Wanderabschnitten sowie das Anmeldeformular befinden sich auf der Webseite eupenlives.be/de/grenzsteine.
Manuel Zimmermann
Diese Grenzsteine erinnern keineswegs an den Versailler Vertrag, sondern an die durch den Wiener Kongress (1815) geschaffene Grenze zwischen dem Königreich der Vereinigten Niederlande und dem Königreich Preußen. Ab 1830 wurde aus der niederländisch-preußischen eine belgisch-preußische Grenze. Zunächst war die Grenze mit Eichenpfählen markiert, die ab den 1840er bzw. 1860er Jahren durch die heute noch z.T. vorhandenen Granitsäulen ersetzt wurden.
Mit dem Versailler Vertrag wurden diese Grenzsteine überflüssig, denn die ehemaligen preußischen Kreise Eupen und Malmedy sowie das neutrale Gebiet von Moresnet wurden Belgien zugesprochen. Heute stehen die Steine unter Denkmalschutz, was sie dennoch nicht vor Beschädigung bzw. Zerstörung schützt, wie es z.B. bei Grenzstein 103 der Fall ist.
Im 200. Gedenkjahr an den Wiener Kongress (2015) haben AbiturschülerInnen der Maria-Goretti-Schule, in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein "Zwischen Venn und Schneifel", drei Wanderrouten entlang dieser ehemaligen Grenze ausgearbeitet und mit Info-Tafeln versehen.
„Die Geschichte der Ostkantone ist leider nicht bekannt.“
Wie wahr!
Wäre sie bekannt, käme keiner auf die Idee, den Begriff Ostbelgien, der nichts anderes meint, als die Ostkantone, allein auf die Deutschsprachige Gemeinschaft zu beziehen.
Aber wie soll eine Berliner Werbeagentur das auch wissen, wenn schon die verantwortichen Politiker der DG keine Sensibilität für geschichtliche Fakten erkennen lassen.
Die Erinnerung an den Versailler Vertrag sollte Gelegenheit bieten, mit den Begriffsirrungen aufzuräumen. Wenn es sein muss, wird man die Verantwortlichen daran erinnern müssen.
Es ist klar, dass sich die B-P Grenzsteine auf den Wiener Kongress beziehen, aber wenn der Vertrag von Versailles sie "überflüssig" machte, geschah dies so (siehe die "umstrittene Volksbefragung"), dass sich die lokale Bevölkerung (inklusiv im Kanton von Malmedy) nur (sehr) teilweise belgisch fühlte.... weil Belgien es nicht gut machte. Wenn diese Periode der Geschichte (1919-1940) nicht bekannt ist (weil sie nicht in der Schule gelernt wurde), dann deshalb, weil die Haltung Belgiens alles andere als vorbildlich war. Darum geht es bei den Gedenkfeiern : (besser) kennen um (besser) zu verstehen.