Die Ausgrabungsstätte befindet sich auf der "Place du Marché" gleich hinter dem Rathaus. Ein Team von Archäologen der Wallonischen Agentur für das Kulturerbe gräbt seit Mitte April mit viel Aufwand nach Spuren vergangener Zeit.
Wie die Zeitung "L'Avenir" schreibt, haben die Experten schon einige wichtige Fundstücke freigelegt. So zum Beispiel mittelalterliche Mauerreste und Grabplatten eines alten Friedhofs, der sich gleich neben der Pfarrkirche Saint-Remacle befand, die im 19. Jahrhundert zerstört wurde. Auch menschliche Knochen wurden gesichert, wie Archäologin Catherine Bauwens erklärt.
Wenn sich die Vermutung der Archäologen bestätigt und sie die Funde geschichtlich einordnen können, dann lassen sich Rückschlüsse auf das tägliche Leben, Bräuche, Religion und auf die sozialen und politischen Verhältnisse der Zeit finden. Das ist das Ziel. Denn über die gallo-römische Zeit in Verviers ist nicht allzu viel bekannt.
Vor sechs Jahren waren bei einer ersten Ausgrabung auf dem Marktplatz Relikte eines mittelalterlichen Stadttors freigelegt worden, vermutlich aus dem 3. oder 4. Jahrhundert, außerdem Überreste eines Burgbrunnens. Wie hoch bzw. tief die Fundstücke ursprünglich waren, ist nicht bekannt. Bei der zweiten Phase der Ausgrabungen, die aktuell läuft, hoffen die Archäologen deshalb, dass sie ihre detektivische Arbeit vervollständigen können.
Unendlich viel Zeit bleibt den Archäologen allerdings nicht: Im September wird die "Place du Marché" hinter dem Rathaus neu gestaltet - mögliche Spuren aus dem Mittelalter werden dann wohl für immer verschüttet.
Wer sich vorher ein Bild der Grabungsarbeiten machen möchte, hat dazu am 22. Juni die Gelegenheit. Dann findet ein Tag der offenen Baustelle statt - Besucher werden in Gruppen durch die Grabungsstätte geführt. Und sie erfahren dabei vielleicht, dass die Geschichte der Stadt Verviers neben der Textilindustrie noch andere spannende Kapitel hat.
avenir/vedia/jp/km