Seit anderthalb Jahren ist der Integrationsparcours in der Deutschsprachigen Gemeinschaft verpflichtend. Bisher haben knapp 900 Migranten teilgenommen und die Zahl derer, die freiwillig teilnehmen, ist sehr hoch. "Der Integrationsparcours ist seit dem 1. Januar 2018 verpflichtend, als das Dekret in Kraft getreten ist, das heißt für alle Nicht-EU-Bürger, die volljährig sind, und nach Inkrafttreten des Dekrets hierhin gezogen sind. Es gibt natürlich noch einige Ausnahmen, wie die Türkei, die wir aufgrund von internationalem Recht nicht verpflichten können", erklärt Janina Vomberg.
Obwohl die Einwanderer aus der Türkei nicht zum Integrationsparcours verpflichtet werden, sind sie die größte Bevölkerungsgruppe in den Kursen. Dort lernen sie über ihre Rechte und Pflichten in einem freiheitlichen Staat wie Belgien. "94 Prozent der Teilnehmer sind freiwillig da. Sie fragen danach und wollen sich integrieren. Das scheint auch in Zukunft nicht abzunehmen. Wir haben immer neue Anfragen", weiß Janina Vomberg.
Einen Pflichttest am Ende des Integrationsparcours, wie es ihn in Flandern gibt, lehnt die DG ab. "Viele Personen gehen das erste Mal zu einem Kurs, haben in ihrem Heimatland keine Schule besuchen können oder kennen unser Alphabet nicht. Es ist dann ziemlich schwierig, diese Personen zu testen."
Eine Bescheinigung über ihre Sprachkenntnisse können die Teilnehmer erhalten, wenn sie einen Sprachtest ablegen. "Dann hat man am Ende eine offizielle Bescheinigung, dass man das Niveau A2 laut des gemeinsamen offiziellen europäischen Referenzrahmens erreicht hat. Allerdings ist dieser Test halt keine Pflicht", erklärt Janina Vomberg.
Das Vermitteln von Werten und Normen ist mindestens so wichtig wie das Erlernen der Sprache, sagt Michael Fryns vom Fachbereich Familie und Soziales. "Es geht auch vor allem darum, das gesellschaftliche Leben in Ostbelgien kennenzulernen, weil sie sich ja hier integrieren sollen. Das ist auch der Grund, warum wir den Integrationskurs mittlerweile auch in Französisch anbieten. Er soll ab September auch in Arabisch angeboten werden", erklärt Fryns. "Die Migranten haben ja den Sprachkurs und wenn wir warten müssen, bis sie die Sprache richtig erlernt haben, bevor sie die Werte und das gesellschaftliche Leben kennenlernen, ist es uns wichtiger, dass das parallel laufen kann."
Um sich integrieren zu können, ist es wichtig, die Sprache zu erlernen, aber gleichzeitig auch die Regeln im gesellschaftlichen Umgang.
Chantal Scheuren