Seit längerem sind sie von der Europäischen Union zum Abschuss freigegeben, weil sie als invasiv gelten: die Waschbären.
Auch in Ostbelgien hat das Tier schon bewiesen, dass es die Nähe zum Menschen nicht scheut, sowie in Neidingen: Ein beschauliches Dorf in der Stadtgemeinde St. Vith mit 85 Häusers und 200 Einwohnern.
In Neidingen zuhause ist auch Clothilde Post. Sie und ihr Hund Isco haben im letzten Jahr Bekanntschaft mit dem Waschbären gemacht: "Unser Hund bellte wild. Da haben wir nachgeschaut und gesucht bis wir schließlich einem Waschbär ins Gesicht schauten."
Einige Monate nach der ersten Begegnung war er wieder da, der Waschbär, diesmal nicht im Essigbaum, sondern in der Falle, der Marderfalle."Ich habe dann den Jäger gerufen, der das Tier mitnahm. Denn ich wusste nicht, was damit machen", erinnert sich Clothilde Post.
Clothilde Post ist nicht die einzige, die in Neidingen einem Waschbären nahe gekommen ist. "Ein Nachbar hat einen Waschbären beim Erdbeeressen erwischt. Auch auf dem Ravel sind schon mehrere gesichtet worden", berichtet sie.
Der Waschbär in Neidingen hat seinen Ausflug mit dem Leben bezahlt. Denn, wie der Elsenborner Forstamtsleiter René Dahmen, erklärt, sind die Waschbären, weil sie als invasiv und schädlich gelten, von der EU zum Abschuss freigegeben worden.
"Fangen macht keinen Sinn. Es sind so viele, dass es materiell und finanziell nicht geht", sagt René Dahmen. "Es macht also Sinn, dass man dort, wo der Waschbär dem Naturschutz Probleme bereitet, durch Fallen und Jagd aktiv wird."
Wo halten sie sich auf, die putzigen Tierchen mit ihren spitzen Ohren, dem schwarzen Kranz um die Augen und dem flauschigen Fell? "In Ostbelgien ist der Waschbär tatsächlich in allen Wäldern und teilweise an Randgebieten von Dörfern vertreten", sagt der Forstamtleiter. Beispielsweise sind die meist nachtaktiven Tiere am Schwarzbach in Küchelscheid und dem idyllischen See am Berger Venn vermehrt anzutreffen.
Aber die Tiere erobern zuweilen auch die menschlichen Behausungen. "Durch Regenrinnen kommen die Tiere ins Haus und richten erhebliche Schäden an", erklärt René Dahmen.
In der freien Wildbahn droht den niedlichen Gesellen der Tod, im Zoo sind sie sicher - und eine Attraktion. So auch im Aachener Tierpark, dem Euregio-Zoo. Dessen Direktor, Wolfram Graf-Rudolf, präsentiert uns das Waschbären-Gehege am Tag. Nur einer lässt sich blicken, ruht hoch oben im Baum, die anderen schlafen in ihrem Bau, aus dem ein Otter hervorschaut. Waschbär und Otter leben dort friedlich in Gemeinschaft.
Graf-Rudolf beschreibt den Waschbär als überaus lernfähig und clever: "Er nimmt jeden Lebensraum an und scheut auch keine Menschen, was sicherlich zum Problem für das Tier werden wird."
Der Waschbär ist auch deshalb so beliebt, weil mit ihm die eine oder andere Interaktion möglich ist. "Menschen mit Behinderung oder Kinder können den Waschbären füttern. Und das Tier ist dabei sehr vorsichtig", berichtet Graf-Rudolf.
Was hält der Zoodirektor davon, dass immer und überall auf den Waschbären geschossen werden darf? "Sein Problem ist, er gehört eigentlich nicht hierher. Doch ihn auszurotten, das wird auch nicht gelingen. Unser Standpunkt ist, dass jedes Tier ein Recht zu leben hat."
Die Meinungen zum Umgang mit dem Waschbären gehen weit auseinander. Fest steht indessen: So viel und so oft man ihn auch jagen und schießen mag, los werden wir ihnen wohl nie mehr - den ebenso putzigen wie invasiven Allesfresser. Der Mensch bleibt sein größter Feind.
rs/rasch