Im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft hatte letzte Woche die Jugend das Wort. Politiker müssen auf den Gästebänken zuhören. Damit das Ganze geordnet und zielorientiert funktionieren konnte, hatte der Demokratiepädagoge François Letocart rund ein Dutzend Thesen aufgestellt. Müssen Firmenwagen abgeschafft werden? Ist Atomenergie vielleicht doch eine Lösung? Oder eher Elektrofahrzeuge? Wer ist bereit auf Fleisch oder Flugzeug zu verzichten? "Wir wollten zuerst das Wort den Jugendlichen überlassen. Wir haben uns eine spielerische Art ausgesucht, damit jeder Teilnehmer zu Wort kam", erklärt Letocart.
Einverstanden oder nicht einverstanden und warum, das waren die Fragen, die als Grundlage für den Austausch dienten. Ein Konzept, das Mut abverlangt, besonders wenn man als junger Mensch der Einzige ist, der das Gegenteil von allen anderen anwesenden Schülern fordert.
Auffällig positiv dabei: Selbst wenn Schüler und Studenten Extrempositionen einnehmen, wissen sie auch, Gegenargumente zu benennen. Doch man sollte es nicht dabei belassen, sagt François Letocart. "Ich denke, dass viele Jugendliche umweltbewusst sind, aber wir müssen einen weiteren Schritt machen, damit die Schüler mit den Politikern in den Dialog treten können."
Im letzten Teil wurden die Jugendlichen aufgefordert, in Gruppen ganz konkrete Forderungen zu stellen. Seit dieser Woche liegen die Handlungsempfehlungen vor. François Letocart nennt einige Lösungsansätze der Schüler und Studenten: "Ein interessantes Beispiel ist, den Öffentlichen Nahverkehr billiger zu machen. Auch könnte grüner Strom billiger gemacht werden. Und Nachtzüge könnten Billigflieger ersetzen".
Die Teilnehmer der Veranstaltung zogen eine positive Bilanz, es gab aber auch kritische Töne, so wie von Gregory Doum, der in der Meisterausbildung ist. "Die Art und Weise fand ich nicht so optimal. Ich hatte es mir so vorgestellt, dass wir unsere eigenen Ideen vorbringen können. Nicht dass man uns Vorschläge gibt und uns dazwischen entscheiden lässt. Der Handlungsrahmen war vorgegeben und wir konnten uns nicht daraus begeben. Schade", findet er.
Noch mehr Diskussion und ein Feedback der Politiker fehlten den Jugendlichen. Sie wollten wissen, was die Politiker tatsächlich machen können, vor allem in Ostbelgien, so der Tenor.
Ein Versprechen gab es bereits. Es soll nicht die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein.
Manuel Zimmermann