Mit dem E-Bike spontan von A nach B - das kann man in Aachen an 43 Stationen, und es werden laut Velocity-GmbH jeden Tag mehr. Bis zu 1000 Leihräder will das Start-Up-Unternehmen im gesamten Stadtgebiet aufstellen. Das System ist einfach: registrieren, und schon kann es losgehen. "Wir möchten wissen, wer unsere Fahrräder nutzt. Das liegt am Anschaffungpreis, denn es sind hochwertige Fahrräder", erklärt Projektmanager Florian Zintzen. "Sie registrieren sich einmal und ab diesem Zeitpunkt können Sie mit einer Smartphone-App oder einer Karte an jeder Station ein Fahrrad leihen und an jeder Station wieder zurückgeben."
Seit 2016 gibt es das Velocity-Angebot in Aachen. Das Projekt wurde von dem Aachener Spin-Off-Unternehmen der RWTH Aachen selbst entwickelt und umgesetzt. Nach ersten Startschwierigkeiten kann es jetzt Erfolge aufweisen. "Wir freuen uns jeden Tag über steigende Nutzerzahlen und Nutzungen. Wir konnten 2018 vermelden, dass wir mit den Fahrrädern circa 90.000 Kilometer haben zurücklegen können. Das ist nur die Kilometerzahl zwischen Start und Ziel, denn wir können die Fahrräder nicht überwachen", erklärt Zintzen. "Wir sehen nicht, wie die Leute wirklich fahren. 90.000 ist das Minimum, was mit den Fahrrädern zurückgelegt worden ist - und das freut uns unglaublich."
Die Aachener wollen ihr Konzept gerne über die Grenze bringen und freuen sich über das Interesse aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Erste Gespräche darüber hat die Regierung bereits mit den Nord-Gemeinden geführt. In Eupen, Raeren, Kelmis und Lontzen gebe es bereits Nachfragen aus der Verwaltung, und auch verschiedene Unternehmen seien interessiert, verlautete nach einem Arbeitstreffen am Sitz des Ministerpräsidenten.
Mobilitätsstudie
"Das wird halt immer mehr zum Thema, weil immer mehr Bürger darüber nachdenken, wie könnte ich etwas verändern. Mit dem Bus habe ich keine Lust, mit dem eigenen Fahrrad bin ich gebunden, weil ich den Rückweg dann auch damit machen muss. Aber die Multi-Modalität herzustellen und zu sagen: Ich habe die Möglichkeit, ein Fahrrad zu benutzen - sogar in Anzug und Krawatte - könnte die Hemmschwelle senken, die eigene Haltung zu überdenken und es vielleicht einfach auszuprobieren", glaubt Zintzen.
Erste Orientierungspunkte für die Einführung eines Velocity-Konzeptes in Ostbelgien liefert eine Mobilitätsstudie der FH Aachen, die die Regierung in Auftrag gegeben hatte. Bei der konkreten Planung sei man aber auf die Expertise der verschiedenen Gemeinden angewiesen, so Zintzen. "Was sind die wichtigen Standorte, wo kommen Bürger zusammen, was sind Punkte, zum Beispiel Einzelhandelsgeschäfte, wo man Station hinbauen kann? Wir möchten nicht Hauptverkehrsstraßen bestücken, sondern eher Nebenwege bestücken, damit die Leute Spaß haben beim Fahrradfahren."
Arbeitsgruppe in Planung
Für Florian Zintzen macht ein E-Bike-Netz im ländlichen Raum nicht nur aus touristischer Sicht oder für Grenzpendler Sinn, sondern auch für den alltäglichen Gebrauch als alternatives Verkehrsmittel, "weil man zum Beispiel mit dem Fahrrad von Raeren nach Eupen fahren kann, ohne vom eigenen Auto abhängig zu sein", erklärt er. "Sollte es regnen, fahre ich mit dem Bus zurück oder mit einem Kollegen. Auch dieses Ziel, den Ravel stärker anzubinden nach Deutschland und zurück wäre der erste Schritt für den Südteil der DG. Ich bin sehr gespannt, was auf uns zukommt."
Ministerpräsident Oliver Paasch kündigte nach dem Treffen mit den Vertretern von Velocity am Dienstag die Einsetzung einer Arbeitsgruppe an. Sie soll Pläne für ein Pilotprojekt ausarbeiten, das zunächst die Nord-Gemeinden betreffen würde und später auf die Eifel ausgeweitet werden könnte.
Michaela Brück
Ist die von der DG-Regierung in Auftrag gegebene Mobilitätsstudie für die breite Öffentlichkeit einsehbar - wenn ja, wie erhält man Einblick in die Studie?