Die "Villa Peters" im Bellmerin in der Eupener Unterstadt wurde 1884 von einer Industriellenfamilie erbaut, nach dem Krieg als Hotel und später als Mädcheninternat genutzt. Seit der letzten Legislaturperiode ist klar: Hier soll nach 45 Jahren Nomadentum das neue Zuhause der Musikakademie der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden.
Verglichen mit dem Kolpinghaus, dem vorherigen Sitz der Musikakademie, verbessert sich mit dem Umzug in die Villa Peters so einiges. "Im Kolpinghaus proben Musikvereine und Chöre. Dort wird Tanzunterricht angeboten. Noch letzten Samstag hat es eine Hochzeit gegeben. Auch haben in der Vergangenheit Karnevalsveranstaltungen dort stattgefunden", erklärt Direktor Luc Marly.
"Aufgrund dessen musste man stets mit dem Kulturellen Komitee Rücksprache halten, wenn man ein Konzert organisieren wollte. Außerdem waren die Umstände dadurch nicht immer die besten, um dort zu unterrichten", so Luc Marly.
Auch hinsichtlich der Parkmöglichkeiten soll es eine große Verbesserung geben. Nicht zuletzt ist eine so genannte Kiss-and-Ride-Zone geplant, die es den Eltern erlauben soll, ihre Kinder in Ruhe an der Musikakademie absetzen zu können. An der Villa Peters gibt es viele Parkmöglichkeiten. In der Bergstraße sei es manchmal sehr gefährlich zugegangen, da die Autofahrer zum Teil viel zu schnell gefahren seien, sagt Marly. Da habe man außerdem keine großen Parkmöglichkeiten gehabt.
Im Erdgeschoss der Villa Peters sollen die musikalische Früherziehung und der Ballettunterricht stattfinden. Zudem sollen im großen Saal, in dem auch ein Flügel der Akademie und eine Orgel untergebracht werden, in Zukunft Konzerte stattfinden. Auf der ersten Etage wird hauptsächlich die Verwaltung der Musikakademie untergebracht werden.
Etwas höher auf der zweiten Etage sollen alle Instrumentalunterrichte abgehalten werden. Im Kellerbereich wird Schlagzeug und die moderne Abteilung unterrichtet werden und alles, was in Richtung Pop und Jazz geht.
Noch findet allerdings der Unterricht im Kolpinghaus statt. Schüler und Lehrer freuen sich schon auf den Umzug in die Villa Peters. "Das ist ein großer Unterschied. Hier ist es ja nicht so gut isoliert. Und da kriegen wir auch einen größeren Raum", sagt Schlagzeugschüler Mio Kelleter.
Auch Lehrer Stephan Klinkenberg findet: "Die Größe ist erstmal ausschlaggebend. Ich schätze mal, da wird doppelt so viel Platz sein. Der Raum ist nicht so lang, aber ein bisschen breiter. Man würde mal gerne einander gegenüber spielen und weitere Instrumente aufbauen, die wir haben. Im Moment haben wir nicht genügend Platz, um sie aufzustellen. Es wird schon eine riesige Veränderung geben."
Dass im Kolpingshaus manchmal auch andere Veranstaltungen stattfanden, die mit der Musikakademie nichts zu tun hatten, das hat Klinkenberg auch schon miterlebt. Proben, während gleichzeitig eine Karnevalsfete läuft, das hat nicht so gut geklappt. Mit dem Umzug in die Villa Peters gehören diese Dinge der Vergangenheit an.
Aber auch in der Villa Peters mussten ein paar Hürden überwunden werden: bauliche Mängel. "Eine ganze Reihe davon sind bereits behoben worden, die meisten im Innenbereich. Das führt auch dazu, dass jetzt die Musikakademie einziehen kann", erklärt Minister Harald Mollers.
"Allerdings bleiben an der Außenhülle noch Mängel zu beheben. Vor allen Dingen das Dach wird stark beanstandet. Da wird man also nochmal nacharbeiten müssen. Um sicherzustellen, dass die Mängel behoben werden, hat die Deutschsprachige Gemeinschaft entschieden, selbst mit dem Unternehmer in Kontakt zu bleiben."
Mit anderen Worten: Die Übertragung des Gebäudes an die Stadt Eupen verzögert sich, zumindest bis alle Mängel behoben worden sind. Bis dahin ist es eben nicht die Stadt Eupen, sondern die DG, die der Akademie die Räumlichkeiten vermietet.
Insgesamt handelt es sich um ein Drei-Millionen-Projekt. Die Endabrechnung sei aber noch nicht erfolgt, da der Bau ja noch nicht fertig sei, so der Minister. Und was die Behebung der Mängel angehe, so könne auch hier noch keine Kosteneinschätzung genannt werden.
"Wir hoffen, dass wir da eine glückliche Einigung finden. Ich schließe aber nicht aus, dass es zu einem Gerichtsverfahren kommen wird, bei dem dann entschieden werden muss, welche Mängel zu beheben sind. Wir gehen davon aus, dass der Unternehmer ein Gebäude zur Verfügung zu stellen hat, das den Ansprüchen eines modernen Baus entspricht."
Luc Marly jedoch freut sich auf den Umzug in die Villa Peters. In seinen Augen beginnt mit dem Umzug ein neues Kapitel für die Akademie. 18 Räume stehen der Akademie nun insgesamt zur Verfügung. Nun soll dieses Haus mit Leben gefüllt werden. "Es hatte schon eine Seele, aber es muss nun eine musikalische Seele bekommen. Und das wird unser Ziel und unsere Aufgabe sein."
js/km