Cannan ist 41 Jahre alt und wohnt in Übach-Palenberg. Bei seiner Geburt litt er unter Sauerstoff-Mangel und ist deshalb mehrfach körperlich behindert. Sechs Personen kümmern sich im Wechsel-Dienst rund um die Uhr und sieben Tage die Woche um sein Wohlsein.
Seit seiner Jugend hat Cannan mit schweren und immer wiederkehrenden Schmerzen zu kämpfen. Besonders schmerzhaft sind seine Krampfanfälle - wie ein Wadenkrampf, den Cannan jedoch am ganzen Körper verspürt: "Ich hatte eine Phase, da wollte ich mir das Leben nehmen, da ich keinen Sinn mehr gesehen habe", so Cannan.
Lange Zeit galt Cannan als austherapiert. Die Ärzte konnten ihm nicht weiterhelfen. Aus Neugierde stieß er damals auf Cannabis und hat seither das Potenzial der Pflanze entdeckt. Mittlerweile konsumiert Cannan täglich Cannabis, um seine Spastiken zu lindern und Krampfanfälle vorzubeugen.
"Früher habe ich Cannabis nur im Notfall geraucht, um meine Krampfanfälle unter Kontrolle zu bekommen. Später habe ich damit angefangen, mehrmals am Tag zu rauchen, um einen Krampfanfall vorzubeugen", sagt Cannan. Sein Assistent Ronny ergänzt: "Seitdem Cannan Cannabis in einem regelmäßigen Abstand konsumiert, hat er seine Krampfanfälle zu 90 Prozent unter Kontrolle, und seit vier Jahren musste kein Notarzt mehr kommen, um ihm Diazepan oder Morphin zu spritzen."
Cannan ist ein sehr lebensfroher Mensch und gerne unterwegs. Er besucht gerne Konzerte, fliegt in den Urlaub, liebt die Satire und ist politisch aktiv. Cannabis ermöglicht Cannan ein aktives und selbstständigeres Leben mit überschaubaren Nebenwirkungen. Andere Stoffe, wie beispielsweise Morphin, machen Cannan lustlos. "Er war wie betäubt und das hatte keinen Sinn", erzählt Ronny.
Seit 2017 ist der medizinische Gebrauch von Cannabis in Deutschland legalisiert - für Menschen wie Cannan ein Segen. Er benötigt drei Gramm, die er über den Tag verteilt konsumiert. Kostenpunkt für fünf Gramm aus der Apotheke: zirka 120 Euro. Beachtliche Summen, die die deutsche Krankenkasse bis 2017 nicht übernommen hat.
Auch in Belgien könnte es in naher Zukunft - unter Berücksichtigung einiger Bestimmungen - möglich sein, medizinisches Cannabis zu erwerben und zu konsumieren. Erst im Februar verabschiedete der zuständige Kammerausschuss einen Gesetzesvorschlag, dem die Mehrheit der Parteien zugestimmt haben. Sollte der Vorschlag noch vor den Wahlen vom 26. Mai durchgesetzt werden, soll eine dazugehörige Föderale Agentur eingerichtet werden, die sich um den Gebrauch des medizinischen Cannabis kümmert.
Auf die Frage, ob Cannabis sein Leben bereichert, antwortet Cannan: "Ich kann heute sagen, dass ich mein Leben liebe."
Dogan Malicki