Bis kurz vor zwei gingen die Blicke in Bütgenbach noch sorgenvoll zum Himmel: Heftige Schneeschauer begleiteten die Ankunft der Zugteilnehmer. Pünktlich zum Start des Umzugs blieb es aber trocken und zwischendurch gab es sogar den ein oder anderen Sonnenstrahl. Von Sturm war am Nachmittag nichts mehr zu spüren.
Der Rosenmontagszug in Bütgenbach hat vor zwei Jahren eine andere Richtung genommen. Diesmal wurde die Strecke noch ein wenig angepasst. So startete der Zug etwas höher in der Monschauer Straße, führte dann über die Mariengasse zum Café des Sports und zum Kreisverkehr an der Esscobar, wo auch der BRF mit seinem Satelitenwagen positioniert war, um das Geschehen live zu übertragen. Vorbei am Pub ging es für die Wagen und Gruppen in die Wirtzfelder Straße, wo sich der Zug auf Höhe der Schule auflöste - also da, wo bis vor einigen Jahren die Wagen Aufstellung nahmen.
Immerhin 120 Zugpositionen waren angegeben, verteilt auf rund 30 thematische Motive. Allen voran die Karnevalspolizei und die Tanzgarde Bötschebejer Seestürmer mit teils akrobatischen Einlagen auf offener Straße.
Für die richtigen Klänge sorgten der MV Burgklänge Bütgenbach/Berg (mit Verstärkung aus Born), die Brassband aus Xhoffraix sowie die grenznahen Musikvereine aus Monschau und Mützenich.
Den bunten Themenreigen eröffneten Knastbrüder aus Bütgenbach und mexikanische Totentänzer aus Weywertz, Super Mario und seine Computerspielfreunde (JGV Medell) sowie Alice im Wunderland mitsamt Märzhasen und dem verrückten Hutmacher (JGV Deidenberg).
Den Wolf gibt es nicht nur im Hohen Venn, wussten die Rotkäppchen von der Chiro-Jugend St. Vith ...
Mit rund 130 Teilnehmer waren die Untertanen Neptuns aus Berg besonders zahlreich: Als durchsichtige Quallen, ausgreifende Kraken, krabbelnde Schildkröten und imposante Meeresgötter samt Seepferdchen schienen sie ebenso dem Bütgenbacher See entstiegen wie etwas später eine weitere Gruppe mit dem allgemeineren Herkunftsnachweis "Eifeljecken": Ihre Mitglieder kommen aus der ganzen Gegend.
An der Wasseroberfläche blieben dafür die Matrosen aus Schoppen-Möderscheid auf ihrer "Queen Marry" oder die Seeleute aus Heppenbach auf ihrer leicht angewandelten Titanic - zumindest bis zum nächsten Eisberg, den die Grüfflinger Eskimos schon im Schlepptau hatten.
Die Fernsehserie "Gangs of Birmingham" oder "Peaky Blinders" stellte eine Gruppe aus Weywertz mit ihren Schiebermützen sehr originalgetreu nach.
Als Ehrengäste waren auch die Karnevalisten der KKG Degdeberjer Tünnesse gekommen, die in diesem Jahr ihr 5x11-jähriges Bestehen feiern.
Gleich mehrere von Grimms Märchen wurden bei einer Erzählgruppe aus Krewinkel und Afst wahr, während sich eine Küchencrew Weywertzer Spitzmäuse und Spitzenköche von dem Animationsfilm "Ratatouille" inspirieren ließen - bei einer Gruppe aus Recht war es "Der König der Löwen", bei einer anderen aus Aldringen "Das Dschungelbuch".
Wie es ist, wenn sich Elsenborner Krohne (Krähen) in Kung-Fu-Pandas verwandeln, konnten die Tierforscher aus Montenau und Iveldingen gleich aus erster Hand herausfinden.
Buntes Treiben brachten die wie immer zahlreichen Harlekins vom Hövel ins Spiel - bestenfalls nachgemacht vom Bütgenbacher Affentheater.
Nicht so genau mit dem Gesetz nahmen es Knastbrüder aus Bütgenbach, Falschgeldzinker aus Neidingen-Breitfeld, Steeklöpper aus Weywertz oder Bankräuber aus Nidrum.
Der Jagd verschrieben hatten sich die Waldanrainer aus Rocherath-Krinkelt und aus Herresbach. Das nötige Jagdglück konnten ihnen die Schornsteinfeger aus Nidrum bringen - oder gleich der versammelte närrische Adel.
Denn nach Kinderprinz Eric I. (Franzen) und Kinderprinzessin Maja I. (Philippaerts) bereiteten die großen Prinzenpaare der vergangenen drei Jahre das Feld für Seine Tollität Prinz Eric I. (Richter) und Ihre Lieblichkeit Prinzessin Katja I. (Rauschen) - der im wahrsten Sinne des Wortes krönende Abschluss des Bütgenbacher Rosenmontagszuges.
Stephan Pesch