Die Degdeberjer Tünnesse haben in diesem Jahr einen Grund zu feiern: Ihre mittlerweile "königliche" Karnevalsgesellschaft feiert 5x11-jähriges Bestehen. Mit Aloys Heinen, Gerhard Mertes und Peter Mertes sind auch noch drei Gründer im Verein aktiv.
An die ersten Karnevalszüge erinnert heute allerdings nicht mehr viel: Was in den sechziger Jahren mit ein oder zwei "Heischewagen" am Burgsonntag angefangen hatte, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer der besten Adressen im Eifeler Karneval.
Diesmal waren beim Karnevalszug in Deidenberg 70 Zugpositionen gemeldet - angeführt vom Fahnenträger und vom KG-Ballett Red Steppers.
Den Auftakt besorgen traditionell die Musiker vom MV Einigkeit Montenau, zu dem immer schon auch Deidenberger gehört haben. Der Musikverein Born hatte sich seinerseits mit Musikern aus der Gemeinde Bütgenbach verstärkt, eine Unterstützung, für die er sich am Rosenmontag in Bütgenbach revanchiert.
Unbeeindruckt von den zuletzt ungewohnten Temperaturen im Februar schoben sich temperaturresistente Scheemänner aus Lengeler durch Deidenberg, unterstützt von an und für sich kältegewohnten Eskimos aus Grüfflingen und Nordmännern aus Büllingen. Da kam die Après-Ski-Party aus Hünningen bei Büllingen wie gerufen. Echte Frühlingsboten fanden sich hingegen aus Medell ein.
Einen Strafvollzug in gelockerter Form demonstrierten Gefängnisinssassen auf Zeit aus Weywertz, während eine Gruppe aus Born direkt dem "Jurassic Park" entlaufen schien.
"Glück kann man nie genug haben", dachten sich wohl Schornsteinfeger in gleich mehrfacher Ausfertigung aus Espeler und aus Nidrum.
Auf und unter der Wasseroberfläche waren ebenfalls mehrere Gruppen unterwegs: Matrosen aus Schoppen und Heppenbach auf den Wellen, Seepferdchen und andere Wasserwesen aus Bütgenbach/Berg in Neptuns Reich.
Wär's nicht zum Lachen, wär's zum Fürchten: die Monster aus der Doppelortschaft Iveldingen/Montenau oder der mexikanische Totentanz aus Weywertz. Von dort war auch das Militär angerückt - oder stammte das Wegsprengkommando am Ende aus den Steinbrüchen der "Wiewertzer Steeklöpper"?
Die afrikanische Schweinepest zum Ziel nahmen sich die Montenauer Großwildjäger, oder waren es doch die fuchsteufelswilden Herresbacher? Die spanischen Geldhaie aus Nidrum hatten jedenfalls eine andere Beute im Visier.
Aus dem Großherzogtum Luxemburg spielten nicht nur wie in den Vorjahren die Musikvereine aus Eschdorf und Munshausen auf. Auch eine Gruppe von Holzhackern aus dem "Ländchen" kam in die waldreiche Gemeinde Amel. Es ist aber nur ein Gerücht, dass Luxemburger lieber andere für sich arbeiten lassen: Sie mussten am Rosenmontag wieder "schaffen" gehen.
Der Fernsehserie "Peaky Blinders" nachempfunden war ein Beitrag aus Weywertz, eine andere Gruppe aus demselben Dorf nahm sich den Kino-Animationsfilm "Ratatouille" zum Vorbild. Ein klassisches Motiv seit vielen Jahren: die Figuren aus dem Super-Mario-Universum. Aus Eschdorf und Munzen angereist, eine Gruppe von lustigen Holzhackern war ebenfalls in die waldreiche Gemeinde Amel gekommen.
Gäste von außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft kamen auch in diesem Jahr aus Champagne und Gueuzaine (bei Weismes): Sie waren schon am Vormittag beim Karnevalszug in Robertville und entführten die Zuschauer in diesem Jahr in die Golden Fifties! So richtig durchstarten wollten die Space-Shuttle-Astronauten aus Honsfeld.
Kurz entschlossen war eine Familiengruppe aus Deidenberg, die pinkfarbene Kaninchen aus dem Hut zauberte. Einem weißen Kaninchen folgte der Erzählung nach Alice ins Wunderland, begleitet von den Deidenberger Junggesellen und ihrer Konfettikanone. Sie pustete den Weg frei für die 5x11-Jubilare der KKG Degdeberjer Tünnesse auf ihrem Prunkwagen.
Dort thronte auch die Kinderprinzessin Jennifer I. (Elsen) mit ihren Pagen Liesl und Angelina aus dem Nachbardorf Iveldingen-Montenau. Einen eigenen Prinzen haben die Tünnesse auch nach 55 Jahren nicht.
Gefeiert wurde nach dem Zug in und an der Festhalle "Zum Tünness" und im Café "Take Five".
Stephan Pesch