Für den Sturm aufs Ameler Gemeindehaus nehmen die Möhnen aus der Großgemeinde einen ordentlichen Fußmarsch in Kauf: Vom Treffpunkt im Saal Peters geht es den Marktplatz entlang hoch an den Wittenhof. Begleitet werden sie dabei traditionell von der Möhnenkapelle, der so schnell nicht die Puste ausgeht.
Dort warteten schon gespannt der neue Ameler Bürgermeister Erik Wiesemes und sein Kollegium. Sie hatten sich als Holzhackerbuam verkleidet - ob das an den rückläufigen Einnahmen aus dem Holzverkauf lag?
Jedenfalls scheint der Ruf von Amel als wohlhabender Gemeinde sich weit über die Grenzen Ostbelgiens hinaus herumgesprochen zu haben. Von der britischen Insel hatten sich die ersten Antragsteller auf Asyl für die Zeit nach dem Brexit eingefunden - und nicht irgendwer: Es war gleich ein halbes Dutzend "Queens from Heppebisch". Sie inthronisierten denn auch förmlich den neuen Ameler Bürgermeister auf einem goldbesetzten Plüschsessel.
In Amel ist es so geregelt, dass in jedem Jahr ein anderes Möhnenkomitee das Kommando übernimmt und den Schlüssel der Macht an sich nehmen darf: Diesmal war es die Doppelortschaft Schoppen-Möderscheid mit ihrer Obermöhne Béatrice Heinrichs-Hermann.
Sie hat gleich zwei zentrale Forderungen an die Adresse der Ameler Gemeindeoberen: Zum einen soll der Empfang von Handy und Internet endlich verbessert werden, zum anderen wird in absehbarer Zeit die örtliche Wirtschaft in Schoppen schließen - Hilfe könnte hier eine entsprechende Pipeline bringen, Nord-Stream lässt grüßen.
Für einen war es ein besonderer Tag: Karl-Heinz Marquet beendete am letzten Tag im Februar sein Amt als Präsident des Ameler ÖSHZ und seine kommunalpolitische Laufbahn - so einen stimmungsvollen Ausklang wünscht sich wohl jeder.
Anschließend feierten alle noch gemeinsam in der Halle des Musikvereins am Marktplatz, ehe die Gruppen in ihre Dörfer zurückkehrten.
Stephan Pesch