Es sei die erste EU-Ratspräsidentschaft für Rumänien überhaupt, sagt Lambertz, und bei der habe Rumänien mit der Kohäsionspolitik ein Thema ins Zentrum gerückt, das für die Regionen besonders wichtig sei: nämlich die Zusammenarbeit der verschiedenen Teile der EU miteinander, besonders über Grenzen hinweg.
Die Rumänen möchten diesen Austausch fördern und versuchen, dafür auch die nötigen Gelder aus den EU-Töpfen loszueisen. Beim Ausschuss der Regionen (AdR) wolle man dieses Vorhaben unterstützen. Denn gerade die grenzüberschreitende Zusammenarbeit verschiedener Regionen sei ein wichtiger Beitrag zu einem starken, geeinten Europa, betonte Lambertz. Gerade in Ostbelgien wisse man das ja nur all zu gut.
Doch leider sehe es mit der Einigkeit in der EU nicht auf allen Gebieten gut aus. Gerade bei der Auffassung dessen, was Demokratie bedeute und einen Rechtsstaat ausmache, gingen die Meinungen innerhalb der EU-Länder mittlerweile doch teilweise deutlich auseinander. Lambertz ist gespannt, wie sich das bei den kommenden Europawahlen im Mai widerspiegeln wird.
Ein bisschen ratlos schaut auch der 66-Jährige auf das Schauspiel, das die Briten dem Kontinent mit dem Brexit bieten. Wie die Situation gelöst werden kann, weiß Lambertz nicht. "Es zeigt sich aber, wie schwer es ist, die Europäische Union zu verlassen", sagt Lambertz im BRF-Interview.
Das Engagement vieler Bürger für europäische Anliegen oder auch die Klimaproteste in Belgien findet Lambertz grundsätzlich gut. "Ich bin weiterhin ein Verfechter der repräsentativen Demokratie, aber die klassische Demokratie muss neu belebt werden", sagt Lambertz. Mehr konkrete Bürgerbeteiligung könnte so ein Weg sein.
Bei dem achten Gipfeltreffen der Regionen und Städte am 14. und 15. März in Bukarest soll es besonders darum gehen, ein starkes Signal an die Teilnehmer des EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs wenige Wochen später zu senden. Das Signal nämlich, dass die europäischen Städte und Regionen bereit und willig sind, das Projekt Europa weiter voranzubringen. Konkret, bürgernah und erfolgreich.
Kay Wagner