Auf die Frage, wie es um die Irmep Eupen steht oder wie es mit der Zukunft des Lagers Elsenborns ausschaut, weiß der 61-jährige Armeechef, General Marc Compernol, direkt zu antworten: "Es ist nicht vorgesehen, dass die Irmep Eupen geschlossen wird oder umziehen müsste. Gleiches gilt für das Lager Elsenborn, welches auch in Zukunft eines unserer wichtigsten Trainingscamps bleiben wird."
"Es ist lediglich so, dass wir nicht mehr den gesamten Teil des Lagers alleine tragen werden. Das wird künftig zum Teil über sogenanntes Outsourcing an private Dienstleister geregelt werden. Das ist auch notwendig. Denn wenn wir wollen, dass das Lager funktioniert, müssen wir einfach andere Partner hinzuziehen. Und das wird kein Problem sein. Auch hier ist keine Schließung und auch kein Umzug vorgesehen."
Was die belgische Armee angehe, so habe man in der vergangenen Legislaturperiode vor allen Dingen auf Investitionen gesetzt. Mehr als sieben Milliarden Euro seien in die Aufstockung des Militärmaterials investiert worden. "Das ist jedoch nicht genug. Es bleibt noch einiges zu tun. Aber es ist ein Anfang. Es gilt nun, in der nächsten Legislaturperiode den Fokus auf das Personal zu legen", sagt Compernol. Derzeit sehe sich die belgische Armee mit einem großen Personalmangel konfrontiert, den es anzupacken gelte. Das liege unter anderem daran, dass einige Pensionierungen anstehen.
Nachwuchspflege
Daher sei es wichtig, sich rechtzeitig um Nachwuchs zu kümmern - und diesen auch zu halten. Denn aktuellen Zahlen zufolge sind es rund 2.000 Personen pro Jahr, die ihre Karriere bei der Armee schon in der Anfangsphase beenden. "Ich stelle fest, dass für die heutige Generation der Aspekt der Work-Life-Balance sehr wichtig ist, aber auch der der Mobilität."
"Aufgrund der Tatsache, dass wir sehr zentralisiert sind und es nur eine gewisse Anzahl an Militäreinrichtungen im Land gibt, müssen viele sehr weit fahren, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum sie irgendwann abspringen. Statutäre Aspekte spielen aber ebenfalls mit, wie etwa die Bezahlung. An anderen Stellen verdient man vielleicht mehr. Das kann auch noch optimiert werden", so Compernol.
Zudem gebe es derzeit weniger Militäroperationen seitens der belgischen Armee, als das in der Vergangenheit der Fall war, so Compernol. Auch die Art der Operationen habe sich geändert: "Beispielweise werden große Militäreinheiten seltener eingesetzt. Das kann sich auch wieder ändern. Aber aktuell ist dem nicht so. Aus verschiedenen Gründen - unter anderem budgetären Gründen."
"Und es ist in der Tat so, dass in den letzten Jahren das Personal somit weniger für solche großen Missionen zum Einsatz kam. Hinzu kommt, dass wir den Druck nicht unterschätzen dürfen, den wir haben, wenn es um die Unterstützung der Polizei geht. Das sorgt dafür, dass wir weniger Personal für Operationen haben."
Neben dem Personal soll aber auch die Infrastruktur der Kasernen in Angriff genommen werden. Diese sei nämlich zum Teil sehr veraltet. Außerdem müsse man darüber nachdenken, neue Kasernen zu schaffen, um eine Dezentralisierungen der Kasernen über das ganze Land verteilt zu erlangen, so Compernol. "Und da müssen wir schauen, wie wir das in Zukunft realisieren können."
Zukunftsaussichten
Dass das Militär in den nächsten Jahren sparen muss, davon geht General Compernol nicht aus - im Gegenteil. "Die Sicherheit unserer Mitarbeiter wie auch das Training haben oberste Priorität. Und die aktuelle Regierung hat sich ja auch eine strategische Vision zum Ziel gesetzt. Nämlich dass in den kommenden Jahren die Verteidigungsausgaben steigen werden und bis 2030 1,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen sollen."
Nach dem Jahr der Debatte um den Ersatz der F-16-Kampfjets hat 2019 in den Augen von Compernol das Personal die absolute Priorität. "Jemand hat zu mir gesagt: Wenn 2018 das Jahr der Wahrheit war, dann muss das Jahr 2019 das Jahr des Phönix sein - in dem Sinne, dass es jetzt bergauf gehen wird für die belgische Verteidigung."
"Lange Zeit ging es bergab, sowohl auf personeller Ebene als auch in Material- und Budgetangelegenheiten. Heute habe ich das Gefühl, dass es sich umkehrt. Wir arbeiten hart an der Personalfrage. Und deshalb ist 2019 in meinen Augen das Jahr der Wiedergeburt."
Julia Slot