Wenn Sie mit gutem Gewissen zur biologisch abbaubaren Plastiktüte greifen, müssen wir Ihnen das jetzt leider madig machen. Die Alternative zu herkömmlichem Plastik ist nämlich keine - oder zumindest keine echte.
"Diese Tüten sind nicht wirklich zu 100 Prozent abbaubar", sagt der Geschäftsführer vom Eupener Kompostunternehmen Bisa, Daniel Franken. Laut EU-Norm ist kompostierbar, was innerhalb von sechs Monaten unter aeroben Bedingungen zu 90 Prozent abgebaut ist. "Unser Gärprozess, die Rottung auf unserem Platz, dauert aber keine sechs bis sieben Monate. Das heißt: Wenn unser Kompost fertig ist, sind immer noch kleine Partikel von Plastik übrig", erklärt Franken.
Mit dem Problem ist die Bisa nicht alleine. Egal ob beim Privatmann oder Profi, die biologisch abbaubare Tüte ist zwar theoretisch abbaubar, aber praktisch nicht. Und weil kein Kunde Plastikpartikel in seinem Kompost haben will - auch nicht biologisch abbaubare - werden die Tüten aussortiert.
Und das ist das zweite Problem: Einmal vom Kompost getrennt, ist es für die Müllverwerter fast unmöglich, biologisch abbaubaren Plastik von herkömmlichen PE-Tüten zu unterscheiden. "Nicht alle Bürger halten sich daran und benutzen nur diese abbaubaren Tüten. In unseren Tonnen kommt das Ganze also gemischt an. Das dann wieder zu trennen, ist eine Sisyphusarbeit, die ich keinem zutrauen möchte - auch geruchstechnisch nicht", so Franken.
Maschinell kann man die verschiedenen Plastiktüten auch nicht sortieren. Das Ende vom Lied ist also, dass der hochgelobte biologisch abbaubare Plastik gemeinsam mit seinem verschrienen Bruder verbrannt wird. Erfolgreiches Recycling sieht anders aus.
Ein kleiner Fortschritt sind die abbaubaren Tüten schon, weil sie meistens aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Eine Wunderlösung, so wie von der Industrie vermarktet, sind sie aber auch nicht. "Das dritte Problem ist, dass die abbaubaren Tüten meist aus Sojaprodukten oder Mais hergestellt werden. Diese Rohstoffe müssen auch irgendwo angebaut werden. Wenn alle nur noch diese Tüten benutzen würden, müssten wir so viele Felder anlegen, dass Menschen verhungern würden, vor allem in armen Ländern."
Eine bessere Alternative sind laut Daniel Franken Papiertüten. Die sind oft schon aus Altpapier recycelt und können einfach wiederverwertet werden.
Anne Kelleter
„Unser Gärprozess, die Rottung auf unserem Platz, dauert aber keine sechs bis sieben Monate. Das heißt: Wenn unser Kompost fertig ist, sind immer noch kleine Partikel von Plastik übrig“, erklärt Franken.
Vorausgesetzt der Mensch wäre in der Lage konventionelle von kompostierbaren Tüten zu unterscheiden (was ich grundsätzlich für möglich halte): Wieso den Kompostierungsprozess nicht um einige Monate verlängern? Problem gelöst.
Papiertüten sind (falls aus Altpapier) besser als Plastik. Noch viel sinnvoller scheinen mir allerdings Mehrwegverpackungen z.B. aus nachhaltigem Textil und Glas.