Die Zukunft Europas stand im Mittelpunkt des Jahresendempfangs der Industrie- und Handelskammer und des Arbeitgeberverbandes in Eupen.
Arbeitgeberpräsident Ludwig Henkes forderte, dass sich die EU gegenüber China und den USA stärker behaupten müsse. IHK-Präsident Marc Knauf hob die Rolle der Deutschsprachigen Gemeinschaft hervor, auch mit Blick auf das in Kürze zu gründende Fachkräftebündnis Ostbelgien.
Als Gastredner referierte Rolf-Dieter Krause, früherer Leiter des ARD-Studios in Brüssel, auch bekannt als "Mister Europa". Es steht nicht besonders gut um die EU, findet er: Protest der Gelbwesten in Frankreich, Belgien und anderen Ländern, Zweifel an der Einheitswährung, die globale Konkurrenz der USA und Chinas.
Vor allem, so das Fazit von Rolf-Dieter Krause, dürften die Europäer nicht einfach zuschauen, wie alles vor die Hunde gehe.
Angesichts von zunehmender Europaskepsis warf er einen kritischen Blick auf die anstehenden Europawahlen am 26. Mai: "Wenn in Ländern, wo es keine Wahlpflicht gibt, zu wenig Bürger ihre Stimme abgeben und gleichzeitig der Mobilisierungsgrad der Extremisten - der übrigens immer höher war - auch diesmal höher sein wird, besteht die Gefahr, dass wir ein handlungsunfähiges Parlament bekommen."
Auch zur nicht endenden Brexit-Krise nahm Krause Stellung. "Die Briten haben als Mitglieder der EU, die EU stark beeinflusst: Sie wollten den Binnenmarkt und die Erweiterung der EU. Davon haben sie auch viel durchbekommen. Wenn sie aussteigen, verlieren die Briten diesen Einfluss", so seine Meinung.
Krause deutet an, dass der britische Ausstieg auf Fehleinschätzungen beruht. "Es herrscht in London die Illusion, dass der europäische Kontinent dankbar wäre, wenn die Briten sich überhaupt mit uns abgeben würden. Doch - mit Verlaub - so sind die Verhältnisse nicht."
sp/rasch