Für den amtierenden PFF-Bürgermeister Louis Goebbels war der Wahlsonntag eine große Enttäuschung. Die PFF verlor fast 600 Stimmen und sackte von 38 Prozent auf knapp 26 Prozent. Dadurch geben die Liberalen vier Sitze ab. Besonders bitter: Mit nur einer Stimme mehr hätte die PFF nur drei Sitze verloren. Aber nicht nur die Partei, auch Goebbels selbst wurde vom Wähler abgestraft. Goebbels kam auf 592 Vorzugstimmen, ein Viertel weniger als beim letzten Mal.
"Das erste Fazit? Man muss vielleicht ein bisschen zurückdenken. Von drei auf neun, das war natürlich ein Schub nach oben. Mein Wunsch war es eigentlich, das zu halten. Aber das hat nunmal nicht geklappt. Der Bürger hat nicht gesehen - oder wir haben es nicht richtig verkauft, was wir alles in den sechs Jahren geschaffen haben. Da kann man nichts machen, so ist es bei Wahlen", meinte Goebbels.
Fakt ist aber auch: Die amtierende Mehrheit aus PFF, SP und Ecolo hat noch eine Mehrheit. Drei der vier Sitze, die die PFF verliert, holen die Koalitionspartner wieder rein. Ecolo gewinnt einen Sitz hinzu und ist nun mit drei Mandataren vertreten, und die SP gewinnt sogar zwei Sitze hinzu und hat jetzt genau wie die PFF fünf Sitze. Die Sozialisten sind damit ein ebenbürtiger Partner der Liberalen geworden.
Für wen entscheidet sich die SP?
Die SP-Spitzenkandidatin Nadine Rotheudt konnte ihr Vorzugstimmenergebnis verdreifachen und hat fast genau so viele wie der Bürgermeister. Mit dem Resultat, dass die SP jetzt die umworbene Braut ist: von der PFF, aber auch von der CSP um Luc Frank. Nadine Rotheudt selbst gibt sich bislang allerdings noch bedeckt und will keiner der anderen Parteien eine Koalitionszusage machen.
"Wir haben diese zwei Sitze gewonnen. Die SP besteht nicht nur aus Nadine Rotheudt, sondern aus einer Mannschaft. Wir werden jetzt ganz in Ruhe die Resultate analysieren und dann nach vorne schauen", so Rotheudt. Bleibt alles, wie es ist, dann wäre eine Bürgermeisterin Nadine Rotheudt gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Aber in Kelmis wäre eben auch eine Koalition aus CSP und SP möglich. Die CSP konnte zwar ihre absolute Mehrheit, die sie bei den letzten Wahlen verloren hatte, nicht zurückgewinnen, ist aber zumindest wieder stärkste Fraktion. Spitzenkandidat Luc Frank holte 1.044 Vorzugsstimmen und ist damit unangefochtener Spitzenreiter.
"Es ist deutlich, wofür der Wähler sich entschieden hat. Er hat die aktuelle Mehrheit deutlich abgestraft. Er hat der CSP einen klaren Wählerauftrag gegeben. Wir haben die meisten Sitze, sind die stärkste Fraktion. Ich habe mehr als das doppelte der Vorzugsstimmen der anderen. Und es ist auch klar, dass die SP hinzugewonnen hat und wir werden da das Gespräch suchen", erklärt Frank.
Ecolo: das Zünglein an der Waage?
Wahlsieger ist auch Ecolo. Die Grünen konnten mit ihrem komplett neuen Spitzenkandidaten Frederic Gabriel ihr Ergebnis zwar nur leicht um einen Prozentpunkt verbessern, aber das brachte Ecolo den lange ersehnten dritten Sitz. Ecolo könnte damit das Zünglein an der Waage sein, denn ohne die Grünen ist die alte Mehrheit gestürzt.
Ecolo könnte also durchaus auf einem Schöffenposten und inhaltlichen Zugeständnissen bestehen, aber bei Frederic Gabriel herrschte nach dem Ergebnis vor allem erst mal Freude. "Wir haben etwas geschafft, was wir seit über 20 Jahren nicht geschafft haben. Wir sind Ende der 80er Jahre mit zwei Sitzen in den Gemeinderat eingestiegen und seitdem hatten wir immer zwei Sitze. Wir haben also Grund zu feiern."
"Wir sind nach wie vor für jeden erreichbar. Wer mir uns sprechen möchte, kann das tun", lässt sich Gabriel vorerst nicht in die Karten schauen.
Volker Krings