Niemand hatte wohl damit gerechnet, dass bei drei vollständigen Listen und zwei weiteren Listen eine absolute Mehrheit herauskommt. Das war für alle eine große Überraschung, auch für den künftigen Bürgermeister selbst. Man hatte den Eindruck, dass Herbert Grommes es noch gar nicht so richtig fassen konnte.
13 Sitze und ein Topergebnis bei den Vorzugsstimmen: 2.324 Bürger stimmten für ihn - das sind fast 46 Prozent. Dementsprechend wurde er auch mit lautem Jubel von seinen Mitstreitern vor dem Rathaus empfangen. "Damit hatte ich sicher nicht gerechnet. Das ist Motivation, das ist Auftrag für meine Equipe und mich, uns in den nächsten sechs Jahren voll für die Gemeinde St. Vith einzusetzen", reagierte der künftige Bürgermeister.
Den beschworenen Generationswechsel gibt es. Bei der Neuen Bürgerallianz ist das Durchschnittsalter der Gewählten 45 Jahre. Von den 13 gibt es neben Herbert Grommes, der bisher erster Schöffe war, noch seinen Schöffenkollegen René Hoffmann und das Ratsmitglied Roland Gilson aus der alten Mehrheit. Alle anderen sind neue Kräfte.
Grommes glaubt, dass der Erfolg seiner Neuen Bürgerallianz unter anderem auch mit dem engen Bürgerkontakt im Vorfeld der Wahlen zu tun hat. "Wir haben mit sehr vielen Leuten zuhause gesprochen, dort konnte man wirklich vertrauensvoll reden. Wenn Probleme waren, konnte die Leute uns das mitteilen. Das ist sehr wichtig, nah am Bürger zu sein und auch mal stressfrei mit den Menschen vor Ort zu reden. Das haben wir in den letzten drei, vier Monaten gemacht. Das war vielleicht auch ein Baustein des Erfolgs."
Je vier Sitze für Solheid und Freches
Die zwei anderen vollständigen Listen verpassten ihren angestrebten politischen Wechsel. Eric Solheid hatte mit seiner Freien Liste gehofft, neue Wege gehen zu können, nachdem er ja schon der alten Mehrheit angehörte. Es stimmten aber nur 17 Prozent der Wähler für seine Freie Liste, die damit auf nur vier Sitze kam. "Wir wollten den frischen Wind in St. Vith, aber anscheinend war St. Vith nicht bereit dafür."
Solheid konnte seine Enttäuschung nicht verbergen, zeigte sich aber als fairer Verlierer gegenüber seinem bisherigen Mehrheitskollegen Grommes. "Herbert Grommes ist eine Institution in St. Vith. Er ist Erster Schöffe und Bürgermeistervertreter. Man hat heute gesehen, dass die Bevölkerung zufrieden war mit der Arbeit des Kollegiums - und das müssen wir alle respektieren."
Auch für die Liste "Wir mit Euch" um Spitzenkandidat Gregor Freches gab es vier Sitze. Freches wollte aber nicht von einer Enttäuschung sprechen. In seinen Augen hat der neuen Anlauf der Liberalen geklappt, nachdem sie in der letzten Legislaturperiode nicht vertreten waren. "Vor sechs Jahren waren wir nicht angetreten, vor zwölf Jahren hatten wir zwei Sitze, jetzt haben wir vier. Ich denke, wir haben ein sehr gutes Resultat erzielt. Natürlich hätten es ein oder zwei Sitze mehr sein können, aber mit vier Sitzen sind wir momentan zufrieden."
"Ich denke, der Bürger hat sich für Kontinuität entschieden. Und wir sind am Zuge, um neue Perspektiven aus der Opposition heraus in den Gemeinderat zu tragen", so Gregor Freches.
Die kleineren Listen gingen leer aus. Das langjährige Oppositionsmitglied Karlheinz Berens schaffte es mit seinen drei Mitstreitern von "Wir für Euch" dieses Mal nicht. Und auch der Einzelkandidat Gerhard Schmitz erhielt nicht genügend Stimmen für einen Einzug in den St. Vither Stadtrat.
Michaela Brück