Lehrermangel - das hört sich nach Notstand an. Doch was heißt das eigentlich konkret in der Deutschsprachigen Gemeinschaft? "Europaweit definiert man Lehrermangel oft als Unterrichtsausfall. Da lautet die positive Nachricht, dass wir in der DG kaum Unterrichtsausfall haben. Es kommt zwar während des Schuljahrs immer wieder mal zu Unterrichtsausfällen, wenn ein Lehrer krank wird, im Grunde sind wir von diesem Phänomen aber kaum betroffen", sagt Unterrichtsminister Harald Mollers.
So weit so gut. Anders sieht das jedoch aus, wenn man das mit der dienstrechtlichen Brille betrachtet, erklärt Mollers. "Es gelingt in der DG nicht, alle Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Grundschulen greifen immer häufiger auf Kindergärtnerinnen zurück, die dann im Unterricht eingesetzt werden. Wir haben einen leichten Überschuss von Kindergärtnerinnen. Und bei den Sekundarschulen ist es so, dass wir sehr oft auf Quereinsteiger zurückgreifen müssen, um die verschiedenen Unterrichtsfächer überhaupt abdecken zu können."
Quereinsteiger willkommen
Quereinsteiger sind sehr willkommen. Doch die sollten gewisse Voraussetzungen mitbringen. Man sollte zumindest ein Studium vorweisen können, das dem Fach nahe steht, das man letztendlich unterrichtet. "Das kann zum Beispiel ein Ingenieur sein, der Mathematik oder Physik unterrichtet. Das kann aber auch der Literaturwissenschaftler sein, der dann ein sprachliches Fach unterrichtet. Das ist also eine Grundvoraussetzung. Die Schulen entscheiden dann letztendlich, wen sie einsetzen. Sehr oft sind das auch Leute aus dem handwerklichen Bereich, die dann an den Technischen Schulen Unterricht wahrnehmen."
Wenn dieser Quereinsteiger dann den Lehrerberuf ausübt, muss er selber nochmal die Schulbank drücken. "Wichtig ist, dass sich auch die Quereinsteiger mit pädagogischen Themen beschäftigen. Wir verlangen auch von Quereinsteigern, dass sie eine pädagogische Lehrbefähigung absolvieren, damit sie das nötige Rüstzeug bekommen, um tatsächlich vor einer Klasse pädagogisch arbeiten zu können."
Lehrbefähigung
Diese Lehrbefähigung ist eine Bedingung, um auch einen unbefristeten Vertrag zu erhalten und gegebenenfalls sogar ernannt zu werden. Quereinsteiger können für eine Schule einen deutlichen Mehrwert bieten, findet jedenfalls Unterrichtsminister Mollers.
Den aktuellen Beruf verlassen, um Lehrer zu werden - das setzt Überlegungen voraus. Wäre das was für mich? Kann man mich überhaupt gebrauchen? Oder: Was muss ich tun? "Der beste Tipp, den ich geben kann, ist, sich einfach ans Ministerium zu wenden - und zwar an den Fachbereich Unterrichtspersonal. Dort erhält man alle Auskünfte. Man kann sich zum Beispiel darüber informieren, welche Weiterbildungen man noch zu absolvieren hätte oder wo es offene Stellen gibt, die vielleicht sofort zu besetzen sind. Man kann sich auch über dienstrechtliche Aspekte informieren lassen. Ich kann Quereinsteiger nur ermuntern. Wir suchen immer interessante Kandidaten."
Manuel Zimmermann