Es ist ein Blick in die Zukunft, den der belgische Technologieverband Agoria bietet – genauer gesagt eine Vorhersage, wie sich die Arbeitswelt Belgiens bis 2030 entwickelt. Gemeinsam mit den Arbeitsämtern VDAB, Forem und Actiris hat Agoria verschiedene Aspekte der belgischen Arbeitswelt untersucht: "zum Beispiel die Zahl der Schüler, die die Schule verlassen, welche Schulen und wann, demografische Entwicklungen usw. So konnten wir Angebot und Nachfrage in der Arbeitswelt berechnen", sagt Marc Lambotte, Geschäftsführer von Agoria.
Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist natürlich die Digitalisierung. Nach Angaben von Agoria werden viele Arbeitsstellen durch die Digitalisierung verloren gehen - aber noch mehr Jobs werden hinzukommen. "In der Tat verschwinden 200.000 Arbeitsplätze, aber dafür werden 800.000 geschaffen. Also das Nettoresultat ist positiv, die Digitalisierung wird 600.000 Stellen im Vergleich zu heute schaffen."
Um mit der Zeit zu gehen, ist es wichtig, in allen Sektoren auf Weiterbildungen zu setzen. Doch vor allem im handwerklichen Bereich sollten sich Arbeiter auf Veränderung einstellen. "Ungefähr 300.000 Leute werden eine umfangreiche Schulung zwischen zwei und 18 Monaten machen müssen."
"Entweder um ihre digitalen Fähigkeiten zu erweitern, oder um die Laufbahn komplett zu ändern. Ein handwerklicher Arbeiter ohne Diplom ist ein typisches Beispiel. Seine Stelle ist in Zukunft in Gefahr. Um weiterhin Arbeit zu finden, muss er seine digitalen Fähigkeiten ausweiten", so Marc Lambotte.
Ländliche Gebiete
Alle Entwicklungen gelten übrigens landesweit. Regional gibt es wenig Unterschiede. Auch vor ländlich geprägten Gebieten wie der Deutschsprachigen Gemeinschaft macht die Technik keinen Halt, erklärt Lambotte. "Auch ländliche Gebiete sind von der Digitalisierung betroffen. Ein Beispiel ist die Landwirtschaft. In diesem Bereich arbeiten immer weniger Leute, da es landwirtschaftliche Geräte gibt. Also überall ist man von den Herausforderung und Chancen der Technik betroffen."
Eine dieser Herausforderungen wird ein wachsender Fachkräftemangel sein, den man jetzt schon in Sektoren wie dem Gesundheitswesen spürt. "Ab 2021 wird der Bedarf an Fachkräften das Angebot an Fachkräften überholen. Diese Tendenz wird sich in Zukunft beschleunigen, so dass, wenn sich nichts ändert, im Jahr 2030 eine halbe Millionen Stellen nicht besetzt werden können."
Dieses Szenario kann man aber in eine Chance umwandeln. Denn wenn es gelingt, diese Posten doch zu füllen, könne das für ein Bruttoinlandsprodukt von 95 Milliarden Euro sorgen. Dafür müssen laut Lambotte einerseits die Arbeitskräfte mitziehen, andererseits Aus- und Weiterbildungen den Bedürfnissen des Marktes angepasst werden. Dann gelinge der Sprung in die Zukunft.
rasch/km