"Ich muss ganz offen sagen, dass meine ersten Erfahrungen eher schlechte waren", erinnert sich Minister Harald Mollers. "Ich hatte damals einen Schwimmlehrer, der heute auch nicht mehr im Dienst ist und der den Kindern das Schwimmen auf sehr brutale Art und Weise - ich kann es nicht anders ausdrücken - beigebracht hat. Wir wurden buchstäblich ins kalte Wasser geworfen und mussten uns dann durchschlagen", so Mollers weiter. "Ich war damals so sieben oder acht Jahre alt und das hat dazu geführt, dass ich sehr große Ängste vor dem Schwimmunterricht hatte. Meine Eltern haben viel Überzeugungskraft an den Tag legen müssen, um mich dann immer wieder dazu zu bewegen, doch dem Schwimmunterricht zu folgen."
Genau wie er haben viele mit solch fragwürdigen Methoden schwimmen gelernt. Manche haben dadurch das Schwimmen endgültig an den Nagel gehängt. Andere hatten die Möglichkeit, sich trotzdem mit dem Element Wasser anzufreunden und Spaß zu haben.
Solche Methoden gehören inzwischen der Vergangenheit an - doch das ändert nichts an der Feststellung, die kürzlich Christian Degavre vom Schwimmparadies Lago Eupen Wetzlarbad und andere Bademeister machten: nämlich, dass immer weniger Kinder schwimmen können.
Minister Mollers nuanciert und meint, dass die Kinder das Schwimmen vor allem später erlernen. Im Prinzip müssen die Kinder in den Primarschulen bis zum Ende der Mittelstufe, also bis zum Ende des vierten Schuljahres, das Schwimmen erlernt haben. Im Prinzip, denn auch der Minister kommt zu dem Schluss, dass es eine deutliche Verzögerung gibt. Man müsse das Problem ernst nehmen, so Mollers.
Die Problematik war bereits im Parlament im Rahmen einer aktuellen Frage aufgegriffen worden. Nach Rücksprache mit den zuständigen Schulschöffen stehe fest, dass die Anzahl der Schwimmstunden sich in den letzten Jahren nicht verändert habe. "Die Gemeinden stehen nach wie vor hinter ihrem Engagement und sorgen dafür, dass jedes Kind die selbe Anzahl Schwimmstunden erteilt bekommt, wie schon vor Jahren. Es gibt also keinen Rückgang", sagt Mollers.
"Die Ursachen muss man in einem breiteren Kontext suchen, beispielsweise was die Wassergewöhnung für Kleinkinder im familiären oder sportlichen Umfeld angeht. Ich weiß nicht, wie viele Kinder sich beispielsweise in einem Schwimmklub betätigen, die ja sehr interessante Angebote haben. Ich weiß auch nicht, ob Angebote wie Babyschwimmen flächendeckend angenommen werden, ob es da steigende oder fallende Tendenzen gibt. Und das führt mich zu einem großen Dilemma: Wir haben keine verlässlichen Zahlen", bedauert Mollers. "Ich glaube, wir müssen das Ganze im Rahmen eines Gesprächs mit allen Beteiligten erörtern - mit den Schulen, aber auch mit den Schulträgern, um zu sehen, wie wir dort Fortschritte erzielen können."
Der Minister will der Problematik auf den Grund gehen und den Ausgang der Kommunalwahlen bzw. die Bezeichnung der neuen Schulschöffen abwarten, um mit ihnen und den anderen Partnern nach Lösungen zu suchen. Er könne sich aber auch vorstellen, dass über Projekte wie "Fitte Schule" Anreize geschaffen würden, um die Schulen zu animieren, mehr in den Schwimmunterricht zu investieren.
Chantal Delhez