Der Direktor des Schwimmparadieses Lago Eupen Wetzlarbad, Christian Degavre, schlägt Alarm. Er hat, wie viele Bademeister in der Region auch, festgestellt, dass immer weniger Kinder schwimmen können. Allerdings sei es um die Schwimmkenntnisse von Kindern und Jugendlichen in den europäischen Nachbarländern noch schlechter bestellt als bei uns. "Beim Schwimm-Marathon beispielsweise müssen wir leider feststellen, dass immer mehr Schüler vom dritten und vierten Schuljahr noch Flügel anziehen müssen oder eine Nudel. Das hatten wir früher nicht", sagt Degavre.
Was wäre also zu tun, um die Situation in Eupen und der Region zu verbessern? "Ein Gespräch mit den Politikern und den Verantwortlichen der Schwimmbäder an einem Runden Tisch", sagt Degavre. "Das Problem ist wieder überall ein finanzielles. Eine Verständigung muss her im Sinne der Kinder bei uns in der DG. Das ist sehr wichtig: Es ist genau wie beim Schreiben und Rechnen, Schwimmen gehört einfach dazu."
Die Deutschsprachige Gemeinschaft subsidiert indirekt den Schwimmunterricht, indem sie den Schulträgern dafür Finanzmittel gibt. In Eupen etwa, so Sportschöffe Werner Baumgarten, stellt die Stadt den Schulen ein Budget zur Verfügung, mit dem Busfahrten, Eintritte und Schwimmlehrer bezahlt werden. Zumeist sind es neun bis zehn Unterrichtseinheiten pro Schuljahr, die damit finanziert werden.
Aber das reicht oft nicht aus. Laut DG-Dekret ist es aber verboten, dass Schulen Eltern zusätzlich Geld abverlangen für den Schwimmunterricht. "Das erste Schuljahr kommt nicht zwölf bis 15 Mal, sondern nur für eine Einheit. Dann ist Schluss und sie warten bis zum nächsten Jahr. Bis dahin ist aber einiges verloren gegangen. Manche Schulen wollen sparen, einen Schwimmlehrer können sie nicht mehr bezahlen. Anstatt mit zehn oder zwölf zu arbeiten, ist ein Schwimmlehrer dann mit 25 Kindern am Becken. So kann man nicht viel erreichen. Vor allen Dingen: Es geht ja um Leben und Tod. Eine gute Technik wird dem Kind auch was Gutes bringen", denkt Degavre.
Schwimmen zu lehren, ist selbstverständlich nicht nur ein öffentlicher Auftrag und Sache der Schulen, auch die Eltern sollten in die Pflicht genommen werden. Christian Degavre hat beobachtet, dass viele Schüler, die das erste Mal zum Schwimmunterricht kommen, vorher noch nie in einem Bad gewesen sind.
Was könnten die Eltern leisten, damit ihre Kinder sich im Wasser wohl und sicher fühlen und vor Gefahren geschützt sind? "Bevor das Kind in die Schule kommt, sollten die Eltern ein bis zweimal mit ihm ins Schwimmbad gehen. Wir haben mehrere Becken, die nicht so tief sind. Und wenn die Kinder größer sind, dann können sie ihre Flügel anziehen. Aber, die Eltern müssen dabei sein und immer zeigen, das Wasser macht Spaß. Aber man muss auch sagen, dass das Wasser auch gefährlich ist", erklärt Degavre. "Dann hat man die Alternative: In der Schule gibt es einen Teil, und es gibt auch Privatkurse. Aber das hat eben auch seinen Preis."
Unterrichtsminister Harald Mollers hatte sich im April zur Problematik im Parlament auf eine Frage des Vivant-Abgeordneten Alain Mertes geäußert. Die Organisation des Schwimmunterrichts liege in Händen des Schulträgers, hatte Mollers gesagt. Und: Es sei nicht dekretal festgehalten, wie viele Schwimmstunden es wöchentlich für Schüler geben sollte. Dem BRF will Mollers nach Rückkehr aus seinem Urlaub in einer Woche Rede und Antwort stehen.
Rudi Schroeder