Die Kartoffelernte hinkt drei Wochen hinterher. Derzeit werden immer noch die Frühkartoffeln verkauft. Und dabei haben wir fast schon August. Normalerweise wäre die Frühkartoffelsaison schon längst zu Ende und eigentlich schon Zeit für die Bintjes-Kartoffeln - die unangefochtene Nummer eins unter den belgischen Frittenkartoffeln, von der Größe und vom Geschmack her.
Mit denen rechnet Nancy Bonni, Inhaberin von Kartoffel Bonni in Lontzen, frühestens Ende August. So etwas hat sie noch nicht gesehen. "Ich bin jetzt seit 2005 im Betrieb, und seitdem habe ich solch eine Situation noch nicht erlebt."
Bislang durften die Kartoffelbauern und Produzenten noch bewässern, um das Schlimmste zu verhindern. Kommt ein Bewässerungsverbot, dann wird es richtig eng. Doch bereits jetzt sind die Konsequenzen spürbar. "Aufgrund der Dürre der vergangenen Wochen werden wir viel weniger Ernte zu erwarten haben, und die Preise werden erheblich steigen", weiß Nancy Bonni.
Preiserhöhung bis 20 Prozent
Knappes Angebot heißt: Die Preise gehen nach oben. Um wie viel hängt vom Wetter der kommenden Wochen ab, aber ein paar Telefonate mit ihren Lieferanten stimmen Nancy Bonni nicht gerade positiv. "Wir haben mit einer Preiserhöhung von bis zu 20 Prozent zu rechnen."
Inwieweit die Preise an den Kunden weitergegeben werden müssen, ist noch nicht ganz klar. Und wenn ja, um wie viel die Tüte Fritten an der Frittenbude teurer wird, ist noch nicht abzusehen. Eins ist aber sicher: Die Fritten werden auf jeden Fall kleiner sein. Unter der starken Hitze und Trockenheit leidet das Wachstum. Und das trifft vor allem die großen Bintjes. Das wird man nicht nur sehen, "das wird sich auf jeden Fall auch auf den Geschmack auswirken", sagt Nancy Bonni.
Kleinere und weniger Kartoffeln
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter etwas milder wird und auch ab und zu mal etwas Regen fällt. Derzeit ist die Ernte ein Viertel niedriger als sonst. Der Ernteausfall könnte schlimmstenfalls sogar bis zu 40 Prozent betragen. Und das nicht nur in Belgien. "Die Trockenheit ist europaweit. Unser Produzent bezieht eigentlich hauptsächlich Kartoffeln aus Belgien, aber er wird jetzt wohl Kartoffeln aus anderen Ländern beziehen müssen. Und da wissen wir nicht, woher sie kommen sollen."
Bis dahin heißt das Motto für Nancy Bonni und alle Frittenliebhaber: Augen zu und durch.
Volker Krings