Lokführer werden - das wäre was. Auch mit 23 Jahren träumt François-Xavier aus Dolhain noch davon. Bis es vielleicht mal soweit ist, begibt er sich auf Zeitreise. Am Bahnhof von Homburg, zwischen Stellwerken und alten Loks lässt er die Geschichte wieder aufleben. "Wenn ich sehe, was die Menschen mit bescheidenen Mitteln früher geschafft haben - sie waren wirklich mutig. Heute ist das anders. Sie brauchen dies oder das und dann beschweren sie sich noch. Die Alten haben sich nicht beschwert. Sie machten ihre Arbeit, mit dem was sie hatten."
So zum Beispiel auf der Drehscheibe von Homburg, gebaut 1914, kaum zu finden im Gestrüpp. Die Natur hat in den Jahrzehnten des Stillstands wieder die Oberhand genommen. Doch für die Eisenbahnfreunde ist das hier ein richtiger Schatz, den es zu beschützen gilt. Fotografieren gehört dazu. "Ich mache nicht wenige Fotos! Man weiß ja nie, ob die Drehscheibe dann noch da ist, wenn ich morgen wieder komme."
Für die einen ist es Alteisen, für die anderen ein Stück wertvolle Industriegeschichte. "Mit der Drehscheibe konnte man schwere Dampfloks für Güter- und Passagierzüge drehen, damit sie mit dem Kamin nach vorne gerichtet fahren konnten."
Eisenbahnfreunde in ihrem Element. 150 Mitglieder zählt der Verein "Chemin de fer des trois frontières", kurz CF3F. Stets im Klinch mit dem Schienennetzbetreiber Infrabel, der SNCB und den Gemeinden versuchen sie, das Erbe zu bewahren, allen voran Louis Maraite. "Das hier ist eine touristische Infrastruktur mit der Eisenbahn als Hauptaktivität. Die Eisenbahn ist hier in der Gegend geboren. Cockerill hat den ersten Zug gebaut und die erste internationale Linie zwischen Lüttich und Köln 1844 ist einzigartig. Sie ist die erste der Welt. Wir sind hier im Herzen der Eisenbahn und haben hier die Möglichkeit, ein tolles Projekt zu machen. "
Eine Art Freilichtmuseum für Bahnbegeisterte könnte entstehen. Das alles vor einer historisch authentischen Kulisse, mit Originalen aus den beiden Weltkriegen, mit touristischen Fahrten durch das Göhltal und mit Angeboten für die ganze Familie. Bis 2030 könnte es soweit sein. Für eine Anschubfinanzierung wären 1,5 Millionen Euro nötig. "Wenn wir das nicht machen, sind wir die Blöden. In Deutschland und in Holland gibt es für alle Eisenbahnprojekte viele Interessenten und viel Geld. Und hier finden wir es nicht, aber wir arbeiten daran", sagt Maraite.
Louis Maraite gibt nicht auf. Doch immer wieder kommen den Eisenbahnfreunden in ihren Augen historische Bahnelemente abhanden. So geschehen in Raeren - und auch fast hier in Homburg. "Als die SNCB diese Drehscheibe verkaufen oder verschrotten wollte, haben wir sofort bei der Gemeinde gefragt. Bei den Einwohnern haben wir in einer Woche 2.000 Unterschriften bekommen, um diese Drehscheibe zu schützen."
Der Ton zwischen den Eisenbahnfreunden auf der einen Seite, Infrabel, SNCB und Gemeinden auf der anderen Seite sei oft nicht der richtige gewesen, gibt Louis Maraite zu. Jetzt wolle man positiv an die Sache ran gehen. Die Drehscheibe müsse gerettet werden. Nächste Woche wird ein Gericht in der Sache urteilen.
dop/mg