In den ersten beiden Sekundarschuljahren sollen in den nächsten zwei Jahren keine Weihnachtsprüfungen mehr stattfinden. Dadurch gewinnen die Schulen mehr Unterrichtszeit im ersten Halbjahr.
Laut Unterrichtsminister Harald Mollers steckt dahinter aber vor allem ein neues Bewertungskonzept. Schüler sollen den Stoff nicht mehr nur auswendig lernen und punktgenau wieder ausspucken, sondern eher Kompetenzen erwerben, die ihnen langfristig nutzen. "D.h., dass man mit den Schülern Standortbestimmungen vornimmt und dass man gemeinsam mit ihnen erörtert, wo die Schwächen und Stärken sind und wo nachgearbeitet werden muss", erklärt Mollers im BRF-Interview.
"Das Ziel ist nicht, dass wir die gesamte Materie dann am Schuljahresende prüfen. Es soll bereits um Weihnachten eine Semesternote geben und die Materie, die im ersten Semester unterrichtet wurde, soll nicht mehr Bestandteil der Endprüfungen am Schuljahresende sein. Das muss sehr deutlich gesagt werden. Es geht nicht darum, das Paket im Juni noch größer zu machen", so Mollers weiter.
Das neue Bewertungskonzept soll in einem zweiten Schritt auch Konsequenzen für die Juniprüfungen der ersten Sekundarstufe haben. Letztes Jahr schon wurden die Lehrer aufgerufen, alternative Bewertungsmodelle zu erarbeiten. Zum Beispiel könnten die Schüler in Deutsch eher eine komplexe Aufgabe mit Informationsrecherche, mündlicher und schriftlicher Präsentation bekommen als eine klassische Prüfung.
Betroffen von der Änderung sind die Gemeinschaftsschulen, also das Königliche Athenäum Eupen, das RobertSchuman-Institut, das César-Franck-Athenäum Kelmis und das Königliche Athenäum St. Vith.
Auch die Bischöfliche Schule St. Vith hat das System schon ausprobiert, allerdings etwas anders als die Gemeinschaftsschulen. Ob die anderen freien Sekundarschulen mitziehen, ist laut dem Minister noch nicht entschieden.
ake/mg
Der Schüler soll nicht nur auswendig lernen sondern Kompentenzen erwerben.
Klingt toll. Aber zu Kompetenzen gehört auch Wissen.
Und zu einem neuen Bewertungskonzept gehört insbeondere auch ein neues Unterrichtskonzept. Auf die Vermittlung kommt es an. Mit Spannung, Interesse, Selbermachen kann viel Kompetenz erreicht werden. Das sollte der erste Schritt sein und dann die Bewertung ändern der zweite.
Bitte erst gut zu Ende durchdenken, dann einführen.
Meine Tochter an ihrer Brüsseler Schule musste nun doch für das komplette Jahr lernen ...
@Maria Kohler: Brüssel liegt übrigens nicht im Einflussgebiet des Unterrichtsministeriums der DG.
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Ich habe mein Abitur vor einigen Jahren an der BS St.Vith gemacht. Dort wird kompetenzorientierter Unterricht bereits weitgehend umgesetzt. Allerdings ersetzt dieser nicht das klassische Lernen, sondern reichert letzteres vielmehr an und macht den Unterrichtsstoff erfahrbarer und verständlicher. Theoretisches Wissen gehört nach wie vor dazu und ich bin fest davon überzeugt, dass eine durchaus stressige Prüfungsphase (und sei es auch nur zum Schuljahresende) zur Sekundarschule dazugehört.
Das Ministerium sollte dabei allerdings berücksichtigen, wie der Universitätsalltag aussieht, damit Schüler nicht mit falschen Vorstellungen ihre weitere Schulkarriere antreten und sich von Prüfungen 'erschlagen' fühlen, weil dort jedes Semester und auf andere Art und Weise geprüft wird. Aktuell kann ich Parallelen zwischen dem DG-Sekundarschul-Prüfsystem und deutschen/luxemburgischen Universitäten erkennen, wo ebenfalls mehr Wert auf schriftliche Hausarbeiten und Rechercheprojekte als auf Abfrage von auswendiggelerntem Wissen gelegt wird (das nach der Prüfung vergessen ist).