Zwei Legislaturen lang war die Freie Bürgerliste Büllingen im Gemeinderat Opposition - eine Zeit lang durchaus kämpferisch und scharf, aber schon bald auf Konsens eingestellt und konstruktiv. Was nur wenige bislang ahnten und kaum einer wusste: Die FBB löst sich auf.
Alexander Miesen nennt Gründe: "Viele von unseren bisherigen Mitstreitern haben sich aus legitimen Gründen dazu entschieden, nicht mehr mitzumachen. Es sind vor allem private Gründe. Einige sind auch aus der Gemeinde Büllingen weggezogen und erfüllen dementsprechend nicht mehr die Voraussetzungen, hier zu kandidieren", erklärt Miesen. "Es ist außerdem sehr schwer geworden, neue motivierte Leute dazu zu bewegen, in der Gemeinde politisches Engagement an den Tag zu legen."
Problem, gute Leute zu finden
Damit wird es auch keine Kandidatur der FBB bei den Gemeinderatswahlen im Herbst geben. Miesen und Stoffels kündigten an, sich auf der Bürgermeisterliste Wirtz um ein Mandat bewerben zu wollen. "Wir sind immer noch motiviert und haben Lust, uns in die Gestaltung der Gemeinde einzubringen. Da lag die Überlegung nahe, ob eine Kandidatur nicht auf der jetzigen Bürgermeisterliste möglich ist. Wir sind uns inhaltlich sehr nahe und haben alle großen Projekte dieser Legislatur konstruktiv mitgestaltet und mitgetragen", so Miesen.
Anders als bei Miesen und Stoffels verhält es sich bei Andreas Pflips. Sein Rückzug steht sozusagen stellvertretend für die Haltung vieler langjähriger FBB-Mitstreiter. "Ich bin sicher kein Einzelfall. Es ist schade, da wir viele Jahre gut zusammen gearbeitet haben, aber mittlerweile ist es eben ein Problem, gute Leute zu finden, die die Politik in der Gemeinde mitgestalten möchten", sagt Andreas Pflips.
Von einer Fusion mit der Liste Wirtz wollten die alten FBBler nicht sprechen. Im übrigen seien bei den Gesprächen mit der Bürgermeisterliste keinerlei gegenseitige Ansprüche formuliert worden. "Es gibt keine Forderungen oder Absprachen und wir haben den Eindruck, dass wir auf der Liste willkommen sind", sagt Rainer Stoffels. "Der nächste Schritt ist jetzt, das Programm gemeinsam mit allen Kandidaten der Liste festzulegen."
Ein bisschen Wehmut klingt mit, wenn Rainer Stoffels auf Einsatz und Leistungen der Freien Bürgerliste schaut. "Ich bin froh diese neue Erfahrung gemacht zu haben. Durch konstruktive Auseinandersetzung mit den Themen hat sich im Laufe der Zeit eine positive Umgangsweise im Rat festgelegt. Und es hat einfach Spaß gemacht, an den Herausforderungen der Gemeinde arbeiten zu können", so Stoffels.
Chemie stimmt
Alexander Miesen, im Hauptberuf Präsident des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft, stellt klar, wo seine politischen Prioritäten liegen. Und zugleich lässt er anklingen, dass sein Herz für die Gemeinde schlägt. "Meine Priorität liegt natürlich bei Eupen, wo ich einen Full-Time-Job und ein Vollmandat auszuüben habe. Das ist sehr intensiv und fordert mich jeden Tag. Aber als einfaches Gemeinderatsmitglied ist es mir einfach eine Freude, konkret an den Projekten hier in der Gemeinde Büllingen mitwirken zu können. "
Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz sagte dem BRF auf Anfrage, die FBB habe alle wichtigen Projekte in der Gemeinde mitgetragen. Im übrigen stimme auch persönlich die Chemie. Von daher wäre es fatal, gute Leute, die sich einbringen möchten, nicht in die Liste aufzunehmen, so Wirtz.
rs/mg
Es ist ein Skandal, dass Stoffels und Miesen sich auf der Liste Wirtz engagieren. Es wurde garnicht erst versucht Leute für eine neue Oppositionsliste zu finden. Gerne würde ich mich für eine Liste zur Verfügung stellen. Damit kann es in Büllingen keinen Neuanfang geben. Es muss sich etwas ändern in Büllingen. Schade, dass Miesen und Stoffels nichts verändern wollen.
Das sind ja fast Verhältnisse wie in der Ex-DDR: Einheitsliste. Das ist nicht gut für die Demokratie!