"Ich unterrichte seit 30 Jahren Stepptanz. Der steht immer hinten an, wenn es um eine künstlerische Heimat geht. Als ich nach Belgien gezogen bin, wollte ich dem Stepptanz hier ein Zuhause geben. So ein Ort ist selten. Es fängt mit diesem schönen Boden an, einem Tanzschwingboden. Andere Tanzrichtungen vermischen sich normalerweise nicht mit dem Stepptanz. Der wird immer in die Schmuddelecke gedrängt. Deshalb wollte ich einen Platz nur für den Stepptanz, ohne ihn mit anderen Tanzformen zu teilen", erklärt Stepptänzer Josh Hilberman.
Josh Hilberman gehört in der Stepptanz-Szene zu den ganz Großen. Als Solokünstler in Shows, aber auch als Lehrer und Choreograf hat sich der 51-Jährige weltweit einen Namen gemacht: "Ich habe in vielen Tanzschulen gearbeitet, für verschiedene Leute. Ich habe mein ganzes Leben lang Shows produziert und bin aufgetreten, hab auch in Tanzcompagnien gearbeitet und choreografiert. 25 Jahre bin ich durch Europa getourt", so Stepptänzer Josh Hilberman.
Bis er bei einem Workshop in Barcelona seine Frau Stéphanie Detry kennenlernte. Mit der Lütticherin hat Josh Hilberman 2015 den "Claquettes Club" in Grivegnée eröffnet. "Wir hatten direkt ein positives Echo. Josh hier in Lüttich zu haben, ist schon etwas Besonderes. Diejenigen, die hierher kommen, wissen, dass das hier keine gewöhnliche Tanzschule ist. Wir versuchen, eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Die Leute sollen Spaß haben. Wir haben fast 100 Schüler. Das ist schon sehr viel", sagt Stéphanie Detry.
Dass der Tapdance in Lüttich und darüber hinaus ankommt, beweisen die Teilnehmer. Die ältesten im Claquettes Club sind über 70. Seit zwei Jahren sind diese Schüler dabei und haben viel Spaß.
Josh Hilberman steckt mit seiner Tanzfreude an. Er selbst steppt seit seinem 17. Lebensjahr und hat sein Hobby zum Beruf gemacht: "Ich war auf der Sekundarschule und spielte in einem Musical. Ich war so ein schlechter Tänzer und Schauspieler. Und ich musste Oboe spielen. Es war schrecklich. Dann ging ich zum Stepptanz-Unterricht, um keinen Sport machen zu müssen. Und das war es. Eine Unterrichtsstunde und es hatte mich für immer gepackt", fährt Josh Hilberman fort.
Auch seine Partnerin Stéphanie Detry hat den Tapdance-Virus. Im André-Rieu-Orchester steppt die Pianistin auch schon mal auf dem Klavier. "Ich finde es interessant, gleichzeitig Tänzerin und Musikerin sein zu können. Ich bin ja ausgebildete Musikerin und kann beides verbinden. Und noch ein Aspekt: Wenn man die Stepptanz-Schuhe anzieht, wird man wieder wie ein Kind und hat sofort ein Lächeln im Gesicht. Das finde ich toll" so Stéphanie Detry.
Josh Hilberman zieht Stepptänzer aus der ganzen Welt nach Grivegnée. Darunter große Namen wie Brenda Bufalino. Dass der kleine Ort mal zu einem Zentrum des Tapdance werden würde, hätte auch Josh Hilberman sich nicht träumen lassen: "Erst hätte ich es nicht für möglich gehalten, jetzt doch. Gerade war eine Tanzcompagnie aus New York hier. Sie machen Modern Dance und Stepptanz, und ich bin ihr Coach fürs Steppen. Eine Woche waren sie hier, um mit mir zu proben und dann eine Aufführung zu geben. Ende Juni haben wir eine andere Tänzerin hier, die in Amerika ein hoch angesehenes Stipendium bekommen hat, den 'Mac Arthur Fellowship'. Michelle Dorrence heißt sie - ich kenne sie schon von klein auf. Sie arbeitet jetzt an einem Stück für ein wichtiges Festival in Massachusetts, und wird mit zwei Tänzern hierher kommen, weil das hier so ein schöner Ort zum Proben ist. Und so kommen die Leute nach Grivegnée. Das finde ich überraschend und spannend."
Aber nicht nur große Namen haben hier ihre Bühne, auch Anfänger dürfen zeigen, was sie können. Am zweiten Juni treten rund 60 Schüler des Claquettes Club hier auf - beim Lütticher Festival "Connexions Urbaines". Der Eintritt ist frei.
Mehr Infos gibt es im Netz unter claquettesclub.be.
Michaela Brück