Renaud Rahier, überberuflicher Sekretär bei der FGTB, erklärt, was ihn an den Plänen stört. "Es gibt keine Planungssicherheit, immer nur irgendwelche Ankündigungen und dann kommt nichts. Also am laufenden Meter Testballons."
"Aber die große Linie ist klar: Zum Beispiel die 'schweren Berufe'. Da sind zwar Kriterien definiert. Aber wenn man alleine nur die Polizisten zum Beispiel nimmt und mit dem Budget, das Bacquelaine zur Verfügung stellt, bedient, dann haben wir nichts mehr für die Krankenschwestern, nichts mehr für die Lehrer und nichts für die Bauarbeiter. Also auch wieder nur heiße Luft."
"Einfach nur Sparmaßnahmen"
Man könne die Pläne von Pensionsminister Daniel Bacquelaine auch als Sparmaßnahmen bezeichnen. "Ganz einfach: Wenn man für die schweren Berufe ein Budget bereitstellt, mit dem man beispielsweise nur tausend Leute bedienen kann, wo eigentlich 100.000 Leute berechtigt wären, dann ist doch ganz klar, was das heißt. Man bedient dann wieder eine Klientel, und die anderen müssen sehen, wo sie bleiben. Ergo: Sparmaßnahmen."
Ein Punktesystem an sich findet Rahier nicht falsch. "Wir haben ja schon ein Punktesystem, in dem Sinne, dass man 45 Beitragsjahre haben muss. Deshalb wären 45 Punkte für 45 Beitragsjahre als solches kein Problem. Das Problem dabei ist, dass der Wert des Punktes erst ein Jahr vor dem tatsächlichen Rentenbeginn bekannt sein wird und der Wert des Punktes variabel sein soll in Bezug auf Wirtschaftsleistung und Index."
"Mit diesem System kann ich meine Rente doch heute überhaupt nicht voraussehen. Nehmen wir an, bei einer Rente im Jahr 2025 wäre ein Punkt 100 Euro wert. Zwei Jahre später sind die Punkte dann vielleicht nur noch 80 Euro wert, weil es dann wieder eine Krise gibt. Das ist nicht gerecht."
"Außerdem leisten wir Beiträge für die Rente. Und dafür wollen wir eine vernünftige Gegenleistung. Das ist ja normal. Deshalb fordert die FGTB eine Mindestrente von 1.500 Euro netto. Mindestens den Mindestlohn! Wir können doch nicht die Rentner in die Armut schieben."
"Punktesystem macht alle zu Verlierern"
Auch Vera Hilt, Regionalsekretärin von der CNE für Ostbelgien, war am Mittwoch bei der Demonstration in Brüssel. "Wir sind hier, um gegen die Rentenreform zu demonstrieren und hauptsächlich, um zu sagen, dass dieses System der Renten nach Punkten so nicht geht. Wir sehen da im Gegensatz zu Minister Bacquelaine, dass dieses Punktesystem nicht alle Leute reicher machen wird. Wir sehen eher, dass alle letztlich Verlierer sein werden, wenn wir eine Rente nach Punkten berechnen werden."
Ziel der Demonstration sei es, sich Gehör bei Minister Bacquelaine zu verschaffen. "Wir hoffen, dass er seine Reform noch einmal überdenkt und nach Diskussion auch anpassen kann. Er hat ja heute Morgen in der RTBF schon verkündet, dass er sehr offen für einen Dialog ist. Wir werden sehen, was daraus wird." Denn oft genug werde nur über die Dinge geredet, ohne dass Taten folgten.
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