Im Kloster Heidberg in Eupen herrscht am Donnerstag reger Betrieb. Anzüge, Krawatten und Lackschuhe wohin das Auge reicht. Blätter rascheln, Karteikarten werden sortiert und letzte Ratschläge eingeholt. Denn hier trifft sich die Zukunft der Anwälte. Die International Roman Law Moot Court Competition findet dieses Jahr nämlich in Belgien statt. Acht Universitäten aus der ganzen Welt nehmen daran teil, unter anderem Cambridge, Trier, Athen und Lüttich.
Was ein Moot Court ist, erklärt Jean-Francois Gerkens, Professor für Römisches Recht an der Universität in Lüttich. "Moot Court ist eine Plädoyer-Übung für Studenten. Die Studenten müssen während mehrerer Monate einen Fall bearbeiten und bringen das dann hier vor Richtern vor. Zum ersten Mal agieren sie dann also wie Rechtsanwälte - nur eben im Römischen Recht. Das Römische Recht ist vor allem daher interessant, da es kein nationales Recht ist und die Studenten aus den verschiedenen Ländern somit gleich stehen."
Die Fälle der Moot Court Competitions sind frei erfunden, wobei tatsächlich reale Begebenheiten der Römerzeit vorkommen können. Mit den Szenarien müssen sich die Studenten aber trotzdem sehr gründlich auseinandersetzten. Denn während des Wettkampfs werden sie dann unter Zeitdruck gesetzt.
Und auch unangenehme Zwischenfragen bleiben ihnen nicht ersparr. "Dann sehen wir auch, wie gut sie vorbereitet sind", sagt Professor Gerkens. "Wir stellen komplizierte Fragen, um zu sehen, ob sie auch an alles gedacht haben, bevor sie herkommen."
Ausrichter des elften Wettbewerbs ist die Universität in Lüttich. Die hat ihre Gäste für die ersten Tage nach Eupen eingeladen. Und das aus einem einfachen Grund: Jean-Francois Gerkens kommt aus dem schönen Städtchen und wollte sie seinen Kollegen und Studenten gerne zeigen. In Lüttich ist ja jeder schon einmal gewesen, aber Eupen hat auch viel zu bieten. So sollen die Studenten die Stadt und sich gegenseitig bei unterschiedlichen Aktivitäten näher kennenlernen. Ein Besuch des DG-Parlaments, ein Ausflug zum Schokoladenmuseum Darcis in Verviers, ein Stadtrundgang in Eupen und ein Abendessen an der Talsperre stehen auf dem Programm, verrät Professor Gerkens.
Obwohl es ein Wettkampf ist, geht der Spaß also nicht verloren. Das zeigt sich auch daran, dass viele Teilnehmer im nächsten Jahr am liebsten wiederkommen würden. Die Gewinner dürfen sich am Ende übrigens nicht nur mit ihrem Sieg rühmen, sondern erhalten auch noch ein Preisgeld.
Für die Studenten aus Lüttich hat die Teilnahme am Moot Court eine besondere Bedeutung: Sie macht die Hälfte ihrer Abschlussarbeit aus. Teilnehmen können aber nicht nur Letztsemester sondern alle, die sich Jurastudent nennen dürfen.
kk/mg