Nein, gefilmt oder fotografiert haben wir die Menschen nicht, die sich anstellen, um die zum Leben notwendigen Nahrungsmittel zu erhalten. Aus Respekt und in Übereinstimmung mit den Verantwortlichen des ÖSHZ und des Roten Kreuzes in Raeren. Wer sich anstellt, macht deutlich, dass er bedürftig ist, Unterstützung braucht. Für viele ist das ein demütigender Zustand.
ÖSHZ-Präsident Ulrich Deller formuliert auf den Punkt, warum die Lebensmittelbank ein unverzichtbares Instrument der Sozialpolitik ist. "Für die Betroffenen ist das existentiell und lebensnotwendig. Für die Mehrzahl der Bevölkerung vielleicht nicht, weil sie genug zu essen hat. Aber gerade die, bei denen es am Monatsende oft sehr eng werden kann, haben die Lebensmittelbank dringend nötig."
Am Tag vor dem Ausgabetermin der Lebensmittelbank in der Hauptstraße in Raeren. Große Mengen an Waren, in Lüttich oder Namür bei der "Banque alimentaire" abgeholt oder zur Verfügung gestellt von Großkaufhäusern und kleineren Läden, müssen in die Regale und auf Tische geräumt werden. Die Ehrenamtlerinnen des Roten Kreuzes und die Mitarbeiter des ÖSHZ wissen: Es ist Monatsende, und dann ist die Not besonders groß, weil das Geld knapp wird.
140 Bedürftige in Raeren
Zur Zeit sind 140 Menschen in Raeren als Bedürftige registriert, die Anrecht haben auf Unterstützung durch die Lebensmittelbank. Sie haben ihre Bedürftigkeit nachgewiesen und können eine entsprechende Bescheinigung, ausgestellt durch das ÖSHZ, vorweisen.
Wie geht die Abgabe der Lebensmittel vonstatten? "Die Leute wissen, an welchem Tag sie kommen dürfen", erklärt Hedwig Jerusalem, eine von zur Zeit zehn Ehrenamtlichen, die in Raeren helfen. "Wir bieten an, was wir haben, und die Leute können dann wählen, was sie gerne hätten. Es werden keine Pakete zusammengestellt, von denen dann hinterher vielleicht trotzdem wieder Sachen weggeworfen würden."
Schlechte Erfahrungen mit ihren Kunden machen die Rotkreuzfrauen in Raeren kaum. Seit gefühlt ewigen Zeiten ist Irene Cormann-Baguette, die Präsidentin der Lokalsektion Raeren, im Einsatz. "Unsere Erfahrungen sind im Laufe der Jahre sehr gut gewesen, sowohl im Umgang mit den Menschen als auch im Umgang mit dem ÖSHZ. Ich möchte da aber auch nochmal die Dienste der Gemeinde hervorheben, die uns die Räume zur Verfügung stellt."
Respektvoller Umgang
Alle werden sie gleich behandelt, die Menschen, die kommen, um sich oder ihrer Familie das Lebensnotwendige zu besorgen. Man ist in Raeren bestens organisiert. "Das Wichtigste ist, dass diese Hilfesuchenden in ihrer Not nicht noch Repressalien erfahren. Man braucht ganz einfache pragmatische Regelungen und vor allem einen respektvollen Umgang", sagt Ulrich Deller.
Die Ehrenamtler in Raeren leisten ein riesiges Arbeitspensum. 20 Tonnen Lebensmittel kommen pro Jahr von EU und Rotem Kreuz aus Lüttich und Namür, viele tausend Kilogramm aus anderen Quellen. Allein 700 Stunden im Jahr sind die Mitarbeiter für die Beschaffung der Waren unterwegs, 2.000 Stunden jährlich fallen für Ausgabe und Administration an.
Die DG und die Gemeinde geben einen kleinen finanziellen Rückhalt und jede Menge Hilfestellung. Nicht nur in Raeren, sondern auch in den Lokalsektionen des Roten Kreuzes in Amel, Büllingen, Kelmis, Eupen und St. Vith. Sie alle tun ihr Bestes, damit Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, überleben können.
rs/mg