Man kennt das ja aus seiner eigenen Schulzeit: Für die einen ist die Pause die beste Zeit des Schultags, für die anderen ist sie der reinste Horror, denn sie werden gemobbt. Eine Grundschule in Malmedy will die Pause jetzt für alle Schüler schöner machen, mit einem einfachen, aber unkonventionellen System.
Seit rund zwei Wochen ist der Schulhof der "école du centre" in bunte Felder eingeteilt, die den Schulhof in verschiedene Zonen einordnen. Die Felder sind durch Linien auf dem Boden markiert und am "Eingang" der Felder stehen Schilder, auf denen steht, was erlaubt ist und was nicht. Ähnlich einem Ampelsystem gibt es in Malmedy grüne, gelbe, blaue und rote Zonen. Im grünen Feld darf man mit Ball laufen, im gelben ohne Ball und im blauen darf man gar nicht laufen. Eine rote Linie bedeutet "Betreten verboten".
Die Farben sollen helfen, Konflikte zwischen den Schülern zu vermeiden. Ruhige Kinder können in der blauen Zone ungestört lesen und aktivere Kinder können in der gelben oder grünen Zone herumrennen oder Ball spielen, ohne dass ihnen ruhigere Kinder in die Quere kommen. Eine andere Möglichkeit ist auch, die Farben für gewisse Altersstufen zugänglich zu machen, um so beispielsweise zu verhindern, dass die Großen die Kleinen umrennen.
Dass die bunten Felder tatsächlich mehr Frieden auf den Schulhof bringen, hat eine Studie der Universität Mons bewiesen. Sie hat den Farbcode schon an rund zwanzig Schulen in Wallonisch-Brabant getestet. Laut der Studie werden die Konflikte auf dem Schulhof dadurch um 41 Prozent, also um fast die Hälfte, reduziert.
Zu dem Farbsystem gehören aber auch noch weitere Maßnahmen, zum Beispiel sogenannte Freundschaftsbänke. Kinder, die es vielleicht etwas schwerer haben, andere kennen zu lernen oder sich gerade allein fühlen, könne da sitzen und neue Freunde kennen lernen. Dann gibt es auch eine Art "stille Ecke". Kinder, die sich nicht benehmen, müssen da sieben Minuten sitzen und über ihr Verhalten nachdenken.
Die Lehrer und Schüler in Malmedy scheinen jedenfalls ziemlich angetan von dem Farbcode, weil er einfach ist und jedem seinen Raum gibt, den er braucht. Es braucht zwar noch ein bisschen Feintuning, bis alle Zonen abgestimmt sind, aber alles in allem funktioniert das System gut - so gut sogar, dass jetzt auch in den Fluren der Schule ein Farbsystem eingeführt werden soll.
ake/mg