Der Hypermarkt Carrefour in Malmedy hatte am Freitagmorgen um 8 Uhr zunächst geöffnet. Kaum eine Stunde später trat die Belegschaft aber in den Streik. Die anwesenden Kunden wurden gebeten, das Geschäft zu verlassen.
Carrefour hatte am Donnerstag den Abbau von mehr als 1.200 Stellen in Belgien angekündigt. Zwei Hypermärkte sollen ganz geschlossen werden, einer in Lüttich und einer in Genk. Der Hypermarkt in Malmedy soll den Plänen zufolge nicht geschlossen werden, das Personal befürchtet aber den Abbau von Arbeitsplätzen, sprich Personalkürzungen.
"Carrefour in Belgien entlässt etwa zehn Prozent des Personals. Überträgt man dieses Verhältnis auf das Personal von Malmedy, würden zehn Personen ihren Job verlieren. Unter welchen Bedingungen wird das Personal arbeiten? Was gedenkt Carrefour, ihnen als Entschädigungen bei Entlassungen anzubieten, wenn es bei dem Plan bleibt. Dieser muss allerdings noch verhandelt werden", erklärt Marc Lincé, Regionalsekretär von Setca Verviers.
In Malmedy sind 80 Personen beschäftigt. Wird der Umstrukturierungsplan umgesetzt, sind dann auch in Malmedy Jobs in Gefahr. 2010 hatte es in Malmedy schon ähnliche Einschnitte gegeben. "Die Mitarbeiter wissen nicht, was sie erwartet. Niemand weiß, wer gehen muss und unter welchen Voraussetzungen. Am Mittwoch werden die Gewerkschaften darüber verhandeln. Am Dienstag haben wir in Brüssel eine Versammlung mit allen Gewerkschaftsdelegierten der Carrefour-Niederlassungen des Landes", so Lincé.
Die Kunden standen am Freitag vor verschlossenen Türen. Erst am Samstag soll der Betrieb wieder normal laufen. "Es macht niemandem Spaß, eine solche Streikaktion durchzuführen, aber es ist wichtig, unsere Solidarität mit den Kollegen zu bekunden, die ihren Job verlieren werden," sagt der CNE-Delegierte Christophe Mathieu. "Es gibt immer mehr Geschäfte und nirgendwo läuft es richtig. Ich verstehe und unterstütze das Personal", sagt einer der Kunden. Und ein anderer fügt hinzu: "Die Aktionäre werden noch mehr verdienen und die armen Leute, die arbeitslos werden, tun mir leid. Doch diejenigen, die entscheiden sind nicht in Davos, es sind die Mächtigen der Welt, die machen ein oder zwei Prozent der Bevölkerung aus."
Im ganzen Bezirk Verviers bleibt damit nur noch ein Carrefour-Hypermarkt bestehen. Der Carrefour in Eupen hatte bereits 2010 schließen und die Mitarbeiter entlassen müssen. Einige von ihnen hatten im Carrefour von Malmedy Arbeit gefunden. Jetzt befürchten sie, dass sich die Geschichte wiederholen könnte.
Chantal Delhez