In den letzten Tagen sprechen alle von "Naya". Die mit einem Peilsender ausgestatte Jungwölfin hat es über 700 Kilometer weit von Norddeutschland nach Flandern geschafft. In Meerhout soll sie zwei Schafe gerissen haben. Alles deutet zumindest darauf hin. DNA-Analysen der Tierkadaver sollen Aufschluss darüber geben.
Die Meinungen über die Rückkehr des Wolfes gehen weit auseinander: Tierzüchter und Tierschützer haben ihre Argumente. Und es steht eine Frage im Raum: Sind Wölfe für Menschen gefährlich?
Um auf diese Frage zu antworten und den Schutz der Wölfe zu fördern, hat Peter Lennerts vor geraumer Zeit ein Wolfsgehege in Bilstain eingerichtet. "Für Menschen ist der Wolf nicht gefährlich. Der Wolf will keinen Kontakt mit Menschen. Er ist scheu und läuft weg vor Menschen", erklärt Peter Lennerts. "Nur Tiere mit Tollwut sind gefährlich und die kommen auch zum Menschen. Aber gesunde Wölfe halten sich vom Menschen weg."
14 Wölfe leben in Bilstain, wobei kein einziges Tier aus der freien Natur stammt. "Früher kamen die Wölfe von Privatleuten oder Zoos. Bevor die Tiere eingeschläfert werden müssen, nehmen wir sie auf, damit die Menschen hier sehen können, dass Wölfe nicht gefährlich sind, sondern sanfte Tiere - eigentlich sogar sanfter als Hunde."
Wer ins Gehege kommt, wird zunächst einmal begutachtet. Diese Tiere sind es gewohnt, Menschen zu sehen. Das Sozialisieren ist besonders wichtig, wenn man die Wölfe zum Beispiel untersuchen muss. Anders verhält es sich in der Natur. "Naya" ist unterwegs in Belgien. "Sie muss einen Partner finden, dann wird sie vielleicht bleiben. Ansonsten kann es auch sein, dass sie weiter läuft. Das entscheidet der Wolf selbst, da haben wir keinen Einfluss drauf", erklärt Peter Lennerts.
Könnten Wölfe sich definitiv in unseren Regionen niederlassen? "Das Tier sucht einen Platz, wo es noch keine Wölfe gibt, um ein Territorium zu haben. Und wenn es etwas zu essen gibt, dann bleibt es." Und da machen sich Besitzer von Schafen und anderen Tieren große Sorgen. "Mit Elektrozäunen und Hunden lassen sich die Schafe gut schützen. Die Wölfe werden dann lernen, keine Schafe zu nehmen. Und wenn es ungemütlich für die Wölfe wird, nehmen sie lieber ein Reh", sagt Peter Lennerts.
Sollte es bei einem Waldspaziergang wider Erwarten denn wirklich einmal eine Begegnung mit einem Wolf geben, hat Peter Lennertz nur einen Rat: So schnell wie möglich zum Handy greifen und den Wolf fotografieren, denn einige Sekunden später ist er bestimmt schon verschwunden.
cd/mg