Wir treffen Friedhelm Wirtz in seinem neuen Büro im "Ersatzrathaus", wie er es nennt. Im früheren Holzbaumarkt in der Gewerbezone Schwarzenbach ist die Gemeindeverwaltung für die zwei Jahre Umbauzeit am Rathaus untergebracht. Der Umzug im Herbst war eines der Ereignisse im vergangenen Jahr.
Für Friedhelm Wirtz war es aber auch aus persönlicher Sicht ein besonderes Jahr: "Ich konnte mich ja wegen meiner Krankheit erst Mitte des Jahres wieder in die Gemeindepolitik einklinken. Ich habe die Entwicklung in meiner Gemeinde natürlich aus der Ferne beobachtet. Ich bin allen sehr dankbar, die für mich eingesprungen sind, die geholfen haben..."
Auch während seiner krankheitsbedingten Abwesenheit hatte sich Friedhelm Wirtz zu Wort gemeldet, unter anderem im Zuge des Publifin-Skandals und ähnlicher Affären. Aus seiner Sicht ist zu Unrecht die Politik generell in Misskredit geraten. Darum und auch angesichts von Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit sieht er die Kommunalpoltik in der Verantwortung: "Wir sind vor Ort, wir sind sehr nah am Bürger dran. Und wir treffen Entscheidungen, die der Bürger sehr schnell spürt und bemerkt. Und die Bürger heutzutage sagen uns auch sehr schnell, wo der Schuh drückt."
Zu den Themen zählen in Büllingen das Wegewesen, die Energiepolitik mit dem geplanten Windpark bei Honsfeld oder die Trinkwasserversorgung. Bürgermeister Wirtz verteidigt, dass die Gemeinde nach wie vor Trinkwasser aus Deutschland bezieht, gleichzeitig aber auch in eigene Quellfassungen investiert, fast eine halbe Million Euro in diesem Jahr, wie noch bei der Haushaltsdebatte unterstrichen wurde.
In der Finanzpolitik hat die Opposition im Büllinger Gemeinderat eine "Kehrtwende" ausgemacht, weil im vergangenen Jahr Anleihen aufgenommen wurden. Das erklärt Friedhelm Wirtz aber unter anderem mit der günstigen Zinslage. Ansonsten bleibe die Gemeinde bei ihrer Linie, nur dann Geld auszugeben, wenn sich ein Bedarf zeige: "Es stehen größere Projekte an, die wir mit Fördermitteln realisieren wollen. Da muss man auch hin und wieder warten können. Momentan irgendein Projekt herauspicken, das von jetzt auf gleich realisiert werden müsste, sehe ich nicht. Deswegen werden wir an unser Finanzpolitik festhalten."
Während einige seiner Amtskollegen angekündigt haben, bei den Gemeindewahlen im Oktober nicht mehr antreten zu wollen, strebt Friedhelm Wirtz die eigene Nachfolge an: "Soweit meine Gesundheit es zulässt und Gott sei Dank ist das momentan so, werde ich erneut für meine Fraktion als Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen."
Die ersten Gespräche zur Listenbildung laufen, sagt er, denn immerhin gelte es einige Mitstreiter zu ersetzen: "Von denen, die zurzeit im Rat in der Mehrheit sitzen, machen sieben weiter. Wir müssen also zehn neue Kandidatinnen und Kandidaten suchen, die mit uns antreten bei den Kommunalwahlen."
Stephan Pesch