Im Keller des ehemaligen ZAWM herrscht Weihnachtsstimmung. Für die Aktion "Christmas in a Box" bringen Spender liebevoll verpackte Pakete vorbei. Jedes Paket geht an einen "Kunden", wie man sie beim Roten Kreuz nennt. 672 Pakete lautet die stolze Bilanz 2017.
Solche direkten und unkomplizierten Hilfsangebote zeichnen das Rote Kreuz aus, erklärt die Sektionspräsidentin Christiane Sarlette. "Die einzigen Parameter, die wir wirklich haben, sind unsere Grundwerte. Bei allem anderen haben wir eine große Flexibilität und könne einschreiten und helfen, wo Behörden vielleicht begrenzt sind."
Und während durch die eine Tür Geschenke eintrudeln, werden nebenan die Vorräte für die Lebensmittelhilfe angeliefert. Da stapeln sich palettenweise Mehl, Reis, Nudeln und Gemüsekonserven. Daneben Spenden von Supermärkten und Bäckereien aus der Region.
Lebensmittelbank: 80 Familien pro Woche
Einmal pro Woche werden die Lebensmittel verteilt. Genug zum Überleben ist da, nur frisches Gemüse, Obst und Fleisch sind Mangelware. "Die Lebensmittelhilfe ist jeden Mittwoch geöffnet für die Klienten, die Zugangsrechte zur Lebensmittelbank haben", erklärt Christiane Sarlette.
Rund 80 Familien kommen mittlerweile pro Woche. "Wir rechnen im Durchschnitt immer vier, fünf Personen pro Familie. Es sind also rund 400 Leute." In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Bedürftigen verdoppelt. Vor allem Senioren und alleinstehende Männer sind hinzu gekommen. Die Lebensmittelhilfe ist ein Spiegel der Armut in unserer Gesellschaft. Viele ältere Einheimische sind von Armut betroffen, genau so wie papierlose Flüchtlinge, die sonst nirgendwo Geld oder etwas zu essen bekommen.
Vorurteile
Das Vorurteil, wonach nur noch Ausländer von der Hilfe des Roten Kreuzes profitieren, stimmt nicht. Der Anteil ist in etwa gleich hoch, sagt Christiane Sarlette. Und auch wenn es sprachbedingte Verständigungsprobleme gibt, geht es bei der Verteilung meistens friedlich zu.
Für den Gang zur Lebensmittelbank müssen viele aber auch erstmal ihre Hemmschwelle überwinden. "Ich bin auch davon überzeugt, dass viele Leute Anrecht hätten, aber so lange warten, bis es eben gar nicht mehr geht", so Christiane Sarlette.
"Geht gar nicht mehr", das traf auch auf die Situation vor dem Umzug zu. In den ehemaligen Räumlichkeiten in der Schulstraße gab es keine funktionierende Heizung, ein undichtes Dach und auch nicht immer Strom. Im Keller des ZAWM ist es hingegen hell, warm, und trocken. Darauf hat die Sektion Eupen-Lontzen drei Jahre lang gewartet. Ob das Rote Kreuz hier bleiben kann, ist trotzdem noch unsicher.
ake/mg