Die Suche nach einem deutschsprachigen Theoriebuch zum PKW-Führerschein im Internet hat schnell ein Ende. Um genau zu sein, gibt es da nur einen Treffer. Denn nur ein belgischer Herausgeber von Führerscheinhandbüchern bietet ein Exemplar in deutscher Sprache an.
Der Preis hat es in sich! 49,94 Euro kostet das deutschsprachige Handbuch auf der Seite von Wees Wegwijs. Für die niederländische oder französische Version zahlt man nur 23,33 Euro. Mehr als das doppelte (ganze 114 Prozent mehr) muss ein Prüfling also für die deutsche "Sonderausgabe" hinblättern.
Als "Sonderausgabe" könnte man die einzige deutschsprachige Version auf dem Markt tatsächlich bezeichnen. Die Herausgeber sind in Belgien nicht dazu verpflichtet, ihre Führerscheinbücher in allen drei Landessprachen herauszubringen. Wees Wegwijs produziert diese Auflage nur auf Nachfrage der ostbelgischen Fahrschulen.
"Das ist das einzige offizielle Informationsmaterial, das auf Deutsch zur Verfügung steht", erklärt Siegfried Henschel von der Eupener Fahrschule Homburg. "Zeitweise gab es überhaupt kein Buch, weil der Verlag kein wirtschaftliches Interesse daran hatte, die Bücher zu vertreiben. Wir haben uns dann mit dem Verlag in Verbindung gesetzt und der Verlag hat sich dann dazu bereiterklärt, die Bücher wieder herzustellen."
Problem: Gesetzesänderungen
Ein Problem stellt die Aktualität der Bücher dar. Im Zweifel gibt es jedes Jahr Gesetzesänderungen in der Straßenverkehrsordnung. Doch aus Kostengründen kann nicht genau so oft eine neue deutsche Ausgabe erscheinen.
Siegfried Henschel erklärt, was dennoch helfen könnte: "Grundsätzlich wäre es schon vereinfachend, wenn administrative Vorschriften - Gesetzesänderungen, die auf der Website auf Niederländisch und Französisch dem Bürger zur Verfügung gestellt werden - auch den Deutschsprachigen zur Verfügung gestellt würden. Sodass man einfach im Internet nachlesen könnte, wie denn jetzt die aktuellen Vorschriften sind. Aber die beiden Seiten, die zur Straßenverkehrsordnung gehören, gibt es eben nur auf Niederländisch und auf Französisch."
Damit der flämische Verlag Wees Wegwijs die Gesetzesänderungen auch der deutschen Ausgabe beifügen kann, erhält dieser Unterstützung von der Fahrschule Homburg. "Wenn da diese Zusatzblätter eingelegt werden müssen, dann revidieren wir die gratis mit, sodass die auf Deutsch zur Verfügung stehen. Ein wirtschaftliches Interesse des Verlages, also dass die da einen großen Gewinn dran machen, kann ich mir jetzt schwer vorstellen. Deswegen haben wir eher das Interesse daran, dass der Verlag weiter am Ball bleibt und die Bücher herstellt."
Kleine Auflage
Dabei sind die Auflagen der deutschen Version immer recht klein. Die aktuelle umfasst nur rund 350 Exemplare. Das hat jedoch einen guten Grund. Denn das Beifügen von Zusatzblättern geht nicht unendlich weiter. "Nach einer gewissen Frist muss der Verlag wieder neue Bücher drucken. Das führt natürlich im Endeffekt immer wieder dazu, dass der Verlag nur eine geringe Auflage an deutschsprachigen Büchern hat", erklärt Siegfried Henschel.
Dadurch erklärt sich auch der deutlich höhere Preis. "Der Verlag kann aber auch nicht hingehen und eine große Auflage drucken, weil die Bücher schnell veralten. Das heißt, es ist jeweils immer nur eine kleine Auflage und dementsprechend leider auch ein hoher Preis."
An diesem hohen Preis, der ja nur einen Teil der Bevölkerung betrifft, könnte man dennoch etwas tun. Siegfried Henschel findet, dass zum Beispiel die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingreifen könnte. "Grundsätzlich gesehen wäre es natürlich sehr wünschenswert, wenn auf irgendeine Art und Weise Initiative ergriffen würde von Seiten der Regierung, sodass die gleichen Möglichkeiten für die deutschsprachigen Bürger wie für die anderssprachigen Bürger von Belgien geschaffen würden."
"In soweit ist das natürlich etwas diskriminierend, wenn ich ein Kind habe, das nur Deutsch spricht, das sich dann für den doppelten Preis ein Buch kaufen muss, während zehn Kilometer weiter das frankophone Kind wohnt, das das gleiche Buch für den halben Preis haben kann", sagt Henschel.
Fakt ist, deutschsprachige Führerscheinanwärter sind wegen ihrer Sprache klar im Nachteil. Wenn der Code de la Route zur Straßenverkehrsordnung wird, muss man für den belgische Führerschein plötzlich mehr hinblättern. Und das ist eine glasklare Diskriminierung.
Sarah Dederichs
Liebe BRF Redakteure,
Auch wir fanden diesen Zustand schon immer ein "Unding" und bieten seit ein paar Jahren diese Bücher kostenlos an.
Der Schüler erhält gegen Kaution von 45 Euro das aktuellste Buch.
Nach Rückgabe des Buches bekommt der Kandidat sein Geld in voller Höhe zurück.
Viele Grüße,
Roger Kieffer
Fun Drive
Gratulation, Herr Kieffer !