Wenn man schon die Polit-Prominenz aus den anderen Landesteilen zu Gast hat, dann kann man ja auch die eine oder andere Botschaft an den Mann oder an die Frau bringen. Auch diese Maxime hat beim DG-Empfang eine gewisse Tradition.
Diesmal hat Ministerpräsident Oliver Paasch ein Problem angekartet, das eigentlich bislang nur im frankophonen Landesteil für Schlagzeilen gesorgt hatte. "Ich habe den Ärztemangel zum Schwerpunkt meiner Rede hier in Brüssel gemacht", erklärt Paasch im BRF-Interview. "Wir können dieses Problem nicht alleine lösen. Wir brauchen die Hilfe und Unterstützung unserer Partner in Belgien - und die waren heute hier."
Das Problem: Seit kurzem müssen Anwärter auf ein Medizinstudium auch im frankophonen Landesteil eine Aufnahmeprüfung ablegen. Hier sind die Deutschsprachigen aus rein sprachlichen Gründen benachteiligt - mit dem Resultat eben, dass es bald vielleicht nicht mehr genug deutschsprachige Ärzte geben könnte. Die Botschaft von Oliver Paasch richtete sich in erster Linie an den Ministerpräsidenten der Französischen Gemeinschaft, Rudy Demotte.
Kontingente für die DG
Im BRF-Interview formulierte Demotte dann aber auch gleich eine mögliche Lösung: "Warum wendet man nicht die Regelung an, die auch für Studenten aus dem Großherzogtum Luxemburg gilt? Wenn der Föderalstaat den Luxemburgern einen Zugang zum Medizinstudium ermöglicht, warum geht das nicht auch im eigenen Land? Eben mit den Deutschsprachigen."
Was Demotte da so beiläufig zu erwähnen scheint, könnte sich als ein wirklicher Durchbruch erweisen. "Die Luxemburger haben mit der Französischen Gemeinschaft und mit vielen anderen Staaten in Europa Kontingente ausgehandelt, die es den Luxemburger Medizinern erlauben, barrierefrei - also ohne Hürden - ein Studium in Anspruch zu nehmen", erklärt Oliver Paasch.
Denkbar ist zum Beispiel, dass man einer gewissen Anzahl ostbelgischer Studenten Zugang zum Medizinstudium gibt, ohne dass sie vorher die Aufnahmeprüfung machen müssten. Das allerdings hängt nicht nur von der Französischen Gemeinschaft ab, sondern auch vom Föderalstaat, der am Ende die Ärztezulassungen - die ominösen "Inami-Nummern" - vergibt.
Paasch bleibt vorsichtig
Der föderale Vizepremier Didier Reynders signalisierte aber auch Kompromissbereitschaft von dieser Seite. Die Inami-Nummern würden hierzulande eigentlich aufgeteilt "je nach Gemeinschaft" - und die DG sei das ja schließlich auch. Da müsse es doch möglich sein, dass die föderale Gesundheitsministerin Maggie De Block und die zuständigen Minister auf Teilstaatenebene das Problem gelöst bekommen.
Das wären ja an sich positive Signale. Ministerpräsident Oliver Paasch will aber den Tag nicht vor dem Abend loben. "Ich bin in solchen Fragen immer sehr vorsichtig. Selbst wenn Rudy Demotte heute etwas öffentlich dazu gesagt hat, es gibt derzeit keinerlei Abkommen. Es gibt Diskussionen und Verhandlungen. Ich ziehe es meistens vor, diese im Vertraulichen zu führen - bevor Erfolge verkündet werden, die heute noch nicht da sind."
Dekret zur Übertragung neuer Kompetenzen noch vor Ende der Legislatur
rop/km