Im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist am Sonntag eine neue Ausstellung eröffnet worden. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Aachen hat das Staatsarchiv die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in der Region erfasst. 1.523 Menschen aus Eupen-Malmedy verloren demnach ihr Leben im Ersten Weltkrieg.
Die Ausstellung behandelt ihre Schicksale und auch die ihrer Familien an der "Heimatfront". "Wir haben alle Angaben zu den Gefallenen zusammengebracht. Aus dieser Datenbank konnten wir bestimmte Statistiken erstellen, zum Beispiel: Wo sie gefallen sind, wie alt sie waren, welche Berufe die Gefallenen hatten", sagt die Leiterin des Staatsarchivs, Els Herrebout.
Diese statistischen Angaben wurden dann ergänzt - mit sogenannten "Aktensplittern". Els Herrebout: "Das sind Dokumente, die die ganze Bandbreite des Kriegs dokumentieren. Hinzu kommen dann noch die 18 Biografien, davon sechs aus Eupen-Malmedy, und für die sechs Personen gibt es jeweils eine Vitrine zu dem Leben und Sterben von den Gefallenen."
Die Ausstellung über die gefallenen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg ist noch bis zum 1. Dezember im Parlament in Eupen zu sehen. Immer Montag bis Freitag zwischen 8:30 und 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Im Frühjahr 2018 soll die Ausstellung auch in den Räumlichkeiten des ZVS in St. Vith gezeigt werden.
"Gestorben für das Vaterland"
Im Rahmen der Ausstellung im Parlament ist auch ein Buch vorgestellt worden, dass sich mit den Kriegsdenkmälern in der Region befasst. Es hat den Titel "Gestorben für das Vaterland - Die Kriegsdenkmäler des Ersten Weltkrieges in den Kantonen Eupen, Malmedy und St. Vith".
Die Kriegsdenkmäler für die Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg sind stumme Zeugen eines Identitätskonfliktes, der die Region lange geprägt hat. Wie sollte man die Gefallenen ehren? Hatten sie doch während des Ersten Weltkriegs auf der Gegenseite gestanden.
Der Bezirk Eupen-Malmedy wurde nach dem Ersten Weltkrieg Belgien zugesprochen. Hatte man während des Krieges noch gegen die Belgier gekämpft, gehörte man nun zu ihnen. Eine schizophrene Situation für die Bevölkerung, die der Historiker Max Neumann aus Eupen anhand der Kriegsdenkmäler untersucht hat. Er hat seine Masterarbeit über die Denkmäler für die Gefallenen aus den Kantonen Eupen, Malmedy und St. Vith geschrieben.
"Diese Kriegsdenkmäler, die heute in unserem Umfeld stehen und eigentlich schweigen, weil keiner sie mehr beachtet, haben doch eine sehr, sehr große Geschichte, gerade für unsere Region, die so viele Identitätsprobleme und Krisen gekannt hat", sagt Max Neumann im Gespräch mit dem BRF, "das hilft uns vielleicht auch, besser zu verstehen, woher diese kommen."
Die Kriegsdenkmäler in Ostbelgien unterscheiden sich von denen anderer Regionen. "Der größte Punkt ist, dass man wenig nationale Symbole oder Inschriften findet", erklärt Max Neumann, "man findet keine deutschen Fahnen, keine belgischen Fahnen, ... Aber auch in den Inschriften findet man - bis auf ein Denkmal - keine nationale Zugehörigkeit." Nur in Mackenbach kann man lesen 'Als deutsche Männer gefallen'.
Die Arbeit ist als Buch in der Reihe "Quellen und Forschungen zur Geschichte der deutschsprachigen Belgier" des Staatsarchivs erschienen. Das Buch "Gestorben für das Vaterland - Die Kriegsdenkmäler des Ersten Weltkrieges in den Kantonen Eupen, Malmedy und St. Vith" ist im Staatsarchiv in Eupen erhältlich und kostet 20 Euro.
ake/est