Mit Sylvain Chavanel hat ein Franzose im Trikot der belgischen Quick-Step Mannschaft die Etappe von Brüssel nach Spa gewonnen.
Auch ohne den verletzten Tom Boonen kam das Team also nach einem verkorksten Frühjahr bei der Tour sehr schnell zu einem Etappensieg. Dieser Erfolg wurde begünstigt durch einen Nicht-Angriffspakt im Hauptfeld.
Massensturz
Der Grund für die Absprache war ein böser Sturz in der Abfahrt nach Stavelot, 25 Kilometer vor dem Ziel. Auf einem schmalen Weg war zunächst der Italiener Francesco Gavazzi auf regennasser Strasse ausgerutscht. Das nachfolgende Motorrad mit der TV-Kamera kam ebenso zu Fall wie die Spitze des Feldes.
Während die Tour-Favoriten Alberto Contador und Lance Armstrong zwar Zeit verloren, aber unverletzt davon kamen, erwischte es die beiden Luxemburger Andy und Frank Schleck am schlimmsten. Schmerzverzerrt hielt sich Andy Schleck den Unterarm, konnte aber doch noch einmal auf ein Ersatzrad aufsteigen.
Den Waffenstillstand, den Fabian Cancellara, der Träger des Gelben Trikots und Teamgefährte der Schlecks, in der ersten Reihe des Hauptfeldes ausgerufen hatte, ermöglichte zunächst Armstrong und Contador sowie anschließend auch Andy und Frank Schleck, die Lücke zuzufahren und wieder Anschluss zu finden. Und weil man da schon fast die Ziellinie erreicht hatte, wurde der Nicht-Angriffspakt auch auf den Schlussspurt ausgedehnt, womit es keinen Kampf um den zweiten Platz gab. Einerseits war das fair, andererseits sind die Zuschauer auf diese Art und Weise nicht auf ihre Kosten gekommen.
Chavanel in gelb
Nutznießer der Stürze und der darauf hin getroffenen Absprachen wurde also Sylvain Chavanel. Der Franzose, der als letzter Fahrer einer achtköpfigen Spitengruppe übrig geblieben war und nicht in die Sturzserie verwickelt war, feierte nach 2008 den zweiten Sieg bei einer Tour-Etappe. Gleichzeitig eroberte er das Gelbe Trikot des Spitzenreiters, das ja seit dem Start in Rotterdam der Schweizer Fabian Cancellara getragen hatte.
In Szene gesetzt haben sich auf der zweiten Tour-Etappe auch zwei belgische Profis: Jürgen Roelandts, der lange Zeit mit in der Ausreißergruppe gefahren hat, dem aber am Ende die Kraft fehlte, genau wie Maxime Monfort, der als Verfolger kurz vor dem Ziel wieder eingeholt wurde.
Morgen steht noch einmal eine tückische Tour-Etappe auf dem Streckenplan. Der Start erfolgt um 12.35 Uhr in Wanze, in der Nähe von Huy. Die Ankunft erfolgt nach einigen Kopfsteinpflaster-Passagen gegen 17.30 Uhr im nordfranzösischen Arenberg. Wobei alle hoffen, dass sich die Serie der bösen Stürze nicht fortsetzt und dass die Verletzungen von Andy Schleck sich als nicht allzu schwerwiegend erweisen und für ihn die Tour nicht schon zu Ende ist, bevor sie angefangen hat.
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brf/mr/sp - Bilder: brf/sp - Bild Chavanel: belga