Es ist Dienstag, der 19. September in der Mittagszeit, als ein Erdbeben Mexiko erschüttert - nur 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt entfernt und 50 Kilometer unter der Erdoberfläche. Wohnhäuser, Bürogebäude und ganze Schulen brachen zusammen. Mehr als 200 Menschen kamen dabei ums Leben. Es herrscht Panik. Die bittere Besonderheit: Das Beben ereignete sich ausgerechnet am 19. September - dem Jahrestag der unvergessenen Erdbebenkatastrophe in Mexiko von 1985.
Noch am Dienstagmorgen wurde in Mexiko im Rahmen einer offiziellen Trauerfeier der 10.000 Toten von vor 32 Jahren gedacht. In diesem Moment noch nichts ahnend, dass sich wenige Stunden später erneut ein Erdbeben in Mexiko ereignen würde.
Was viele nicht wissen, ist dass 8.000 Kilometer weiter in Membach im kleinen Belgien eine seismologische Station zur Messung von Erdstößen und Erdbeben steht. Diese erreichte am Montag, es klingt nach bitterer Ironie, einen Weltrekord, da sie 22 Jahre und 45 Tage ohne Unterbrechung Erdstöße und -beben auf der Welt gemessen hat und somit zu internationalen bedeutenden Studien und Messungen beiträgt.
"Wenn es zu schweren Erdbeben auf der Welt kommt, wie vor ein paar Jahren in Japan, ist eben dieses Gravimeter für Messungen hilfreich. Besonders für dieses: Es enthält ein magnetisches Feld, das es ermöglicht sehr präzise Messungen zu vollziehen, was ein normales Seismometer nicht kann", erklärt Michel Van Camp, Seismologe der Sternenwarte in Uccle.
Im Fall von Mexiko haben wir es mit einer extremen Verschiebung der Erdkruste zu tun. Das löst Schwingungen, ja Stöße von 40.000 km pro Stunde aus, die bereits zehn Minuten später in Membach gemessen werden können. Jedes Erdbeben ist anders. Mexiko ist aufgrund seiner Bodenstruktur sehr empfindlich. "Die Stadt wurde auf altem Morast gebaut. Das bedeutet, dass die Stadt auf sehr weichem Boden liegt. Ein Erdbeben hält hier seismologisch gesehen auch noch intensiver und länger an, und Gebäude können schnell zusammenstürzen."
Julia Slot - Bilder: Royal Observatory of Belgium