Epilepsie-Hündin Gaïa fördert vor allem die Unabhängigkeit ihrer Besitzerin, die unter der epilepsie-ähnlichen Störung POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom) leidet. Weil die Anfälle immer und überall auftreten können, müssen Betroffene eigentlich immer in Gesellschaft sein. Nur so kann man sicher stellen, dass sie sich bei einem Anfall nicht verletzen.
Die Golden-Retriever-Hündin ersetzt diesen Begleiter, ist 24 Stunden bei ihrem Frauchen und leistet erste Hilfe - auch nachts. Die Hunde können die Anfälle bis zu 30 Minuten im Voraus fühlen. Wenn Gaïa also merkt, dass eine Krise kurz bevorsteht, dann zeigt sie das durch eine Mischung aus Bellen und Winseln. Ihre Besitzerin kann sich dann hinlegen, damit wenig bis gar keine Verletzungsgefahr mehr besteht.
Der Begleithund holt in der Zeit das Handy und drückt einen Notfallknopf am Handgelenk des Patienten. Außerdem bleibt er während dem Anfall bei dem Patienten und leckt ihm übers Gesicht, bis er wieder bei Bewusstsein ist. Nachts wecken die Hunde ihre Besitzer, denn epileptische Anfälle im Schlaf stellen eine große Gefahr dar.
Anspruchsvolle Ausbildung
Die Ausbildung dauert ein bis zwei Jahre und ist ziemlich anspruchsvoll, weil der Begleithund nicht auf verbale Kommandos, sondern auf die Körperstellung des Patienten reagieren muss. Er fühlt den Anfall zwar im Vorfeld, muss dann aber auch während des Anfalls eine Reihe von Aktionen ausführen - und das ohne Anweisung. Dazu sind ziemlich viele Stunden Ausbildung nötig.
Zum Vergleich: Ein Begleithund für Blinde kostet rund 12.000 Euro, ein Begleithund für Epilepsie rund 18.000 Euro. Die Kosten werden integral durch Spenden von Serviceclubs getragen und sind für den Patienten kostenlos.
In Flandern gibt es solche Epilepsie-Hunde schon seit etwa 20 Jahren. Die VoG Hachiko kümmert sich um die Ausbildung der Hunde und begleitet auch die Lütticher Organisation Os'mose, die jetzt Gaïa ausgebildet hat. Zwei weitere Epilepsie-Begleithunde sind in Ausbildung. Verantwortliche hoffen darauf, dass sich die Gesetzgebung in diesem Bereich entwickelt und auch Kosten vom Staat übernommen werden.
soir/mitt/ake/km - Bild: Osmose ASBL