Es ist schon fast wie eine Sucht, gesteht Elvira Fraikin-Peeren. Zu Hause in Medell sitzt sie jeden Abend vier bis fünf Stunden an ihrem Klöppelkissen. Entfacht wurde ihre Leidenschaft für die alte Handarbeitstechnik vor 34 Jahren. Damals macht sie einen Kursus beim Kreativen Atelier Neundorf. Heute unterrichtet sie selbst. "Die Fäden sind auf kleinen Hölzchen gewickelt, die man Klöppel nennt - paarweise, manchmal aber auch paarweise aneinander geknotet. Und dann kreuzt und dreht man. Je nachdem wie oft man kreuzt oder dreht, entstehen dann die Muster. Meistens hat man eine Vorlage und auch eine technische Zeichnung", erklärt sie.
Das Klöppeln hat eine lange Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, erzählt Reinhilde Janssens. Die Antwerpenerin ist Präsidentin des belgischen Spitzenverbandes. Darin sind rund 250 Klöpplerinnen aus ganz Belgien zusammengeschlossen, die die Tradition lebendig halten. In jeder Gemeinde finde man noch eine Gruppe, die regelmäßig zusammenkomme, so Reinhilde Janssens.
Rund 40 verschiedene Klöppeltechniken
Rund 40 verschiedene Klöppeltechniken gibt es. Nicht nur Material und Fertigung unterscheiden die Spitze - auch jede Region hat ihre Eigenart. "Es gibt zum Beispiel Turnhouter Spitze, Brügger oder Brüsseler Spitze, Antwerpener Spitze. Jede Stadt hat ihre eigene Entwicklung gemacht. Im Laufe der Zeit ist immer mehr belgische Spitze ins Ausland gelangt, wo es eine eigene Entwicklung gegeben hat, die auch heute noch andauert", weiß Reinhilde Janssens.
Während früher die Spitze fast ausschließlich in weiß und schwarz gehalten wurde - seltener mit Goldfäden verziert - arbeitet man heute auch mit bunten Farben. Auch wird nicht mehr nur für Damen- und Herrenbekleidung oder Tischwäsche geklöppelt. Die Spitze wird auch zu Accessoires verarbeitet. Damit werden Schmuck, Hüte, dreidimensionale Tischdeko und Wandbilder kreiert.
Klöppeln im Ausland mehr geschätzt
Das Klöppeln sei vielfältiger und moderner geworden, erklärt Reinhilde Janssens. "Es ist schade, dass das Klöppeln in Belgien noch immer als altmodisch belächelt wird. Die meisten denken an Deckchen aus Brügge. Sie wissen nicht, welche schönen Kunstwerke daraus gemacht werden können. Das ist im Ausland anders: Dort schätzt man das Klöppeln mehr."
In Ostbelgien gibt es drei Gruppen, die das Klöppeln pflegen: in Amel, Bütgenbach und Hauset. Einige ihrer Arbeiten sind auch bei der Ausstellung im Triangel zu sehen. Elvira Fraikin-Peeren hatte die Idee, zum 30-jährigen Bestehen des Spitzenverbandes die Klöppelkunst in St. Vith vorzustellen. "Wir haben sehr alte Spitzen - Sammelstücke von einem belgischen Sammler. Bis zur modernen Spitze gibt es alles zu sehen - die ganze Bandbreite, auch die Klöpplerinnen bei der Arbeit am Wochenende."
Rund ein Dutzend Klöppelgruppen aus Belgien werden ihre Handarbeitstechnik im Triangel demonstrieren. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
mb/mg - Bilder: Michaela Brück/BRF