Hoch über der Warche, an einem steilen Abhang unter dem Weiler Ovifat, liegt die Burg Reinhardstein. Truppen lagern vor den Burgtoren. Belagerungswaffen schleudern ihre Munition weit über das Schlachtfeld. Hinter einer Reihe Bäumen liegt das Zeltlager. Und auch wenn die Munition nur Tennisbälle sind und die Ritter nicht hauptberuflich adelig, bekommen Besucher der Burg einen lebhaften Eindruck von dem Trubel, der hier vor mehr als 500 Jahren geherrscht haben könnte.
Vor dem Tor stehen Wachen, direkt dahinter hämmert ein Schmied. Die Burgkulisse ist heute fast wieder ein bisschen lebendig. Nicht alles ist originalgetreu, aber dafür ist mitmachen, anfassen und Fragen stellen erwünscht.
Unten an der Burg, wo auch schon im Mittelalter die Handwerker lebten, hat ein Chirurg der Vereinigung "Les Sentinelles de Charlemont" sein Zelt aufgebaut. Genau hier wäre auch früher sein Platz gewesen, erklärt er, denn im Mittelalter galt die Chirurgie nicht zu unrecht als Handwerk.
Der Chirurg stammt aus Givet, einer französischen Grenzgemeinde am Rand der Ardennen und tourt in seiner Freizeit regelmäßig über Mittelalterfeste in ganz Europa. Seine Kunst hat er sich selbst beigebracht - aus Büchern, die aus dem Mittelalter überliefert sind. Begeistert führt er seinem Publikum vor, mit welchen Methoden damals Wunden verarztet, Schmerzen gelindert oder Pfeilspitzen herausoperiert hat.
Ziemlich roh waren die Methoden damals. Mit Zangen, Skalpell und glühendem Eisen bearbeiteten die mittelalterlichen Wundärzte ihre Patienten. Werkzeuge, die wirklich eher an ein Handwerk erinnern.
"Die Burg wurde im 14. Jahrhundert von Reinhard aus Weismes gebaut für den Grafen von Luxemburg, Limburg und Brabant. Deswegen haben wir hier die Truppen aus der Epoche, um den Menschen zu zeigen, wie man im Mittelalter leben konnte", erklärt Mireille Bockiau. Sie hat mittelalterliche Geschichte an der Universität Lüttich studiert und arbeitet als Tourguide auf der Burg Reinhardstein. Damit hat sie ihre Leidenschaft für diese Zeit zum Beruf gemacht.
"Das war hier eine politische und auch eine kulturelle Grenze - die Grenze zwischen dem germanischen und dem lateinischen Wald. Wir möchten das wieder zum Leben erwecken und deswegen haben wir hier unser mittelalterliches Fest", so Bockiau.
Und wie es sich für ein echtes Burgfest gehört, gibt es Gaukler, Händler, das burgeigene Bier und reichlich zu Essen. Im Wohnraum spielt eine Edelfrau Harfe, und im Hof treten Ritter in voller Rüstung gegeneinander an.
Dank dem meist sonnigen Wetter war das Festwochenende dann auch ein voller Erfolg. Zahlreiche Familien und Mittelalter-Fans bevölkerten am Wochenende die historische Kulisse. Im nächsten Jahr soll das Fest noch ein bisschen weiter ausgebaut werden, in der Hoffnung, dass die altehrwürdige Burg noch zahlreiche, weitere Feste erleben kann.
ake/mg - Bilder: Anne Kelleter/BRF
Glorreiche Zeiten, damals.