25 Hektar groß ist die Halbinsel Coronmeuse im Nordosten von Lüttich. Wer aus Richtung DG in die Stadt fährt, kann auf der A25 entlang der Maas die markanten Industriegebäude und Messehallen sehen, die auf dem Gebiet des künftigen Ökoviertels liegen. Ein Viertel der Zukunft soll es werden, in dem neue Wohnformen, Nachhaltigkeit und niedriger Energieverbrauch Hand in Hand gehen, erklärt der Direktor für Stadtentwicklung in Lüttich, Jean-Christophe Peterkenne.
Vor vier Jahren habe man die Prozedur zur Gestaltung des neuen Viertels angestoßen, erzählt Peterkenne - im Rahmen der gescheiterten Lütticher Kandidatur für die EXPO 2017. Schlussendlich habe die Stadt ein Angebot erhalten, dass ihre Erwartungen erfüllt. Coronmeuse wird also ein Viertel, welches hauptsächlich aus Wohneinheiten besteht, mit großen Grünflächen und hoher Lebensqualität. Autos haben nur an wenigen Stellen Zugang zum Viertel. Der Verkehr wird unterirdisch zu den Häusern geleitet. Tramanbindung, RaVel und mehrere Fußgängerbrücken verbinden die Halbinsel mit den angrenzenden Vierteln.
Viel Wert legt die Stadt auch auf die Neugestaltung des öffentlichen Raums, die teilweise von dem Konsortium finanziert wird, dass die Wohneinheiten baut und verkauft. So werden der Maasarm mit Uferbereichen und der Königin-Astrid Park instand gesetzt und teilweise als Yachthafen zugänglich gemacht. Einige der schon vorhandenen, historischen Gebäude aus den 30er Jahren werden renoviert. Hier sollen eine Bibliothek, eine Kinderkrippe, ein Bio-Supermarkt, Cafés und Restaurants und kleine Geschäfts- und Büroflächen entstehen.
Das neue Ökoviertel Coronmeuse soll ein Viertel für alle Lütticher sein, ein Treffpunkt und ein Bauvorhaben mit Vorbildfunktion, erklärt Peterkenne. Doch auch wenn die öffentlichen Plätze allen Lüttichern zur Verfügung stehen, ist es unsicher, ob diese soziale Diversität es auch in die Wohneinheiten schafft. Der Investor habe der Stadt versprochen, dass die Lofts und Appartements auch für Haushalte mit mittlerem Einkommen bezahlbar bleiben, so Peterkenne. Dies sei eine Bedingung der Stadt gewesen. Zehn Prozent der Wohnungen sollen für solche Haushalte zur Verfügung stehen, heißt es in der Projektbeschreibung.
Dass diese Verteilung der tatsächlichen Situation in Belgien entspricht, ist unwahrscheinlich. Aber eine Investition von über 300 Millionen Euro für das neue Viertel und zahlreiche neue öffentliche Gebäude und Flächen, die größtenteils vom Investor bezahlt und danach kostenlos an die Stadt abgegeben werden, wiegen das in den Augen der Verantwortlichen auf. Besonders weil die Halbinsel am Eingang der Stadt zurzeit eher vernachlässigt ist.
Mitte 2020 sollen die Arbeiten für das neue Viertel beginnen. Dann werden auch die aktuellen Messehallen in Coronmeuse abgerissen. Die Messe zieht um, sie soll auf der anderen Seite der Maas, in Bressoux, neu errichtet werden. Allerdings gibt es dazu bisher nur einen Prinzipbeschluss. Konkrete Pläne zum Neubau fehlen, daher muss die Stadt sich beeilen oder eine alternative Übergangslösung finden, sonst sind das Festival "Les Ardentes" und die Messeveranstaltungen in Lüttich für ein paar Jahre heimatlos.
Anne Kelleter - Bild: Michel Krakowski/BELGA