Entsprechend hat sich am Donnerstag der Leiter des AKW Tihange, Jean-Philippe Bainier, in einem von den Aachener Zeitungen AZ und AN veröffentlichten Interview geäußert. Das AKW insgesamt sei sicher, die übliche Laufzeit von 40 Jahren könne man problemlos um 20 Jahre verlängern, so Bainier. Der Reaktor war in die Kritik geraten, weil es Tausende Risse ungeklärter Herkunft im Reaktordruckbehälter gibt.
Diese Forderung nach zusätzlichen 20 Jahren Laufzeit für Tihange 2 sei so absurd, dass kann man gar keine Stellung dazu beziehen könne, reagierte Dr. Ilse Tweer. Sie ist Materialwissenschaftlerin und befasst sich schon lange mit den Rissen in Tihange und Doel. Jörg Schellenberg, einer der Organisatoren der Menschenkette am Sonntag, sagte, er sei fassungslos über die Dreistigkeit des Betreibers.
Dessen jüngste Aussage sei der Tropfen, der die Menschenkette zum Überlaufen bringen werde. Für die Menschenkette zwischen Tihange und Aachen liegen inzwischen über 30.000 Anmeldungen vor.
EuGH muss sich mit der Verlängerung der Laufzeit von Doel 1 und Doel 2 befassen
Der Europäische Gerichtshof wird sich derweil mit der Frage befassen müssen, ob die Laufzeitverlängerung für die Atomreaktoren Doel 1 und Doel 2 rechtens ist. Das Verfassungsgericht hat entschieden, erst die diesbezügliche Meinung aus Straßburg einzuholen, ehe es sein Urteil formuliert.
Die Umweltschutz-Organisationen Bond Beter Leefmilieu in Flandern und Inter-Environnement Wallonie hatten beim Verfassungsgericht Klage gegen die Verlängerung der Laufzeit um zehn Jahre eingereicht. Sie begründeten dies u.a. damit, dass es keine gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsstudie gab.
Die Regierung hatte im Juni 2015 ein aus dem Jahr 2003 stammendes Gesetz abgeändert. Dieses sah den stufenweisen Ausstieg aus der Atomenergie vor. Doel 1 und Doel 2 in der Provinz Antwerpen sind die ältesten Atommeiler im Land.
az/an/belga/vrt/rs/mh - Bild: Eric Lalmand/BELGA
Eine bessere "Werbung" für die Menschenkette am Sonntag 25.06. hätte Herr Bainier doch gar nicht machen können... diese Ignoranz ist einfach unfassbar. Und so werde ich am Sonntag aus Dortmund zu meiner ersten Teilnahme an einer Großdemo aufbrechen... und freue mich auf viele Gleichgesinnte in Belgien.